Was wurde im Vorfeld nicht alles geschrieben, geredet, getippt und gefachsimpelt. Ohne andere Schweizer Zeitungen und Foren zu durchstöbern wage ich zu behaupten: Diese Playoff-Begegnung hat mehr Brisanz als alle anderen. Und nach 60 aufwühlenden Minuten wird wohl jeder bestätigen: zu Recht !
Doch der Reihe nach. Vorhang auf. Akt 1:
Unser EHC übernahm (vor enttäuschenden 1300 Zuschauern) sofort das Spieldiktat, man wollte auf keinen Fall wieder einem frühen Rückstand nachrennen wie in so vielen Spielen zuvor. Eine frühe Strafe gegen Nidal Agha nach gerade mal 22 Sekunden kam den Churern natürlich sehr gelegen, konnte aber nicht ausgenutzt werden. Achtung Spoiler: Das wird noch zum (unlustigen) Running Gag im Laufe des Berichts.
Der EHC (die komischen mit der Sonne nennen sich zwar auch EHC, wenn ich hier aber vom EHC schreibe, ist ja wohl klar, wen ich damit meine) dominiert das Spiel weiter und nach 4 Minuten ist es Pierino Bigliel, der einen Puck ins Aroser Tor zum vielumjubelten 1:0 stochert.
Verdiente Führung! Nach rund 6 Minuten tauchen die bis dahin völlig harmlosen Aroser zum ersten Mal mehr oder weniger gefährlich vor Sarkis auf, und prompt fällt der Ausgleich. Einen ersten Schuss kann Sarkis noch zur Seite abwehren, dort steht Knutti aber mutterseelenallein und braucht den Puck nur noch einzuschieben. So was nennt man wohl Effizienz.
In der zehnten Minute kommt Morandi ins straucheln und der hinter ihm fahrende Aroser stolpert ihm über die Beine. Zur Überraschung von allen entscheidet der Schiri auf Beinstellen, PP für Arosa. Die erste Chance haben aber die Churer, die zu zweit auf einen Verteidiger losstürmen können, die Chance aber kläglich vergeben. Und im direkten Gegenzug, ist es Bruderer, der den Puck zur ersten Aroser Führung einnetzen kann. Sarkis sieht nicht glücklich aus, nicht zum letzten Mal in diesem Spiel. Und dieses Tor gibt dem Spiel eine Wende. Vom anfänglichen Selbstvertrauen ist plötzlich nichts mehr zu sehen. Unsicherheiten und Fehlpässe dominieren nun im Churer Spiel. Erst gegen Ende des Drittels hat man dank zweier Aroser Strafen wieder Oberwasser, agiert aber viel zu kompliziert und versucht es mit Schüssen aus zu spitzem Winkel. Die Strafen laufen ohne Erfolg für Chur ab. Mit 1:2 gehts in die erste Pause.
Akt 2:
Nach nur 7 Sekunden wandert der nächste Aroser auf die Strafbank. Und nach einer Minute und 5 Sekunden wird endlich das umgesetzt, was ich schon die ganze Saison aufs Eis brülle: Ein One-Timer von Sandro Gartmann gleicht das Spiel wieder aus. Wie oft verzweifle ich auf der Tribüne, wenn die Spieler die Scheibe zuerst kontrollieren, büscheln, schauen, und erst dann schiessen. Eine Direktabnahme gibt dem Goalie halt einfach weniger Zeit, sich zu sortieren. Ich sollte Trainer werden. Achtung schon wieder Spoiler: das sollte es aber leider auch schon gewesen sein mit Churer PP-Treffern, obwohl noch viele Gelegenheiten folgen sollten.
Nach 34 Minuten wars z.B. auch wieder zum Haare raufen, das Churer PP sah zwar ganz passabel aus, der Aroser Goalie wurde schwindlig gespielt bis das Aroser Tor komplett leer stand, aber diverse Aroser Hände und Beine verhinderten die Churer Führung trotzdem. Wie es richtig geht, demonstrierten die Aroser bei ihrem dritten PP, in welchem sie zwingendere Chancen kreierten als die Churer in all ihren Powerplays zusammen. Kopfschüttelnd und sich im falschen Film fühlend musste man das 2:3 einstecken. Fazit des zweiten Drittels: wer sie nicht macht, kriegt sie.
3. Akt:
Hatte man bisher in allen Derbies das Gefühl, dass der Puck in kniffligen Situation IMMER zugunsten der Aroser fällt, gab es in der 43. Minute endlich auch mal ein reingeknorztes Goal zu unseren Gunsten zu bejubeln. Ein schönes Tor war es nicht, aber spielt das eine Rolle? Simon Scherrer war es, der einfach nicht locker liess und den Puck ins Tor arbeitete und nicht versuchte zu zaubern.
Nicht einmal eine Minute nach dem Ausgleich musste Patric Schwab in die Kühlbox, der “gefoulte” Aroser Spieler wäre aber grosser Favorit auf den”Pippo Inzaghi-Gedächtnis-Schwalbe”-Award in Gold. Eine der wenigen Situationen, in welcher der Schiri falsch entschieden hat. Ansonsten Daumen hoch für eine einwandfreie Leistung! Glücklicherweise lief die Strafe schadlos ab.
Ebenfalls richtig entschieden hat der Schiri nach rund 46 Minuten, als Yannick Bruderer Dario Horber mit einem Ellbogen-/Bandencheck niederstreckte. Das sah sehr böse aus, und Horber blieb lange regungslos auf dem Eis liegen. Da er danach aber auf die Bank begleitet wurde und nicht direkt in die Kabine verschwand, dürfte er wohl Glück gehabt haben, dass nicht mehr passiert ist. Jedenfalls gabs zurecht eine 5′ + Matchstrafe für Bruderer, dem ich aber auf keinen Fall Absicht unterstellen möchte. Da rund 30 Sekunden vorher schon eine Bankstrafe gegen Arosa ausgesprochen wurde, bedeutet dies für fast 2 Minuten doppeltes PP. Aber wie anfangs schon erwähnt, das ganze versandete erfolglos, trotz Dauerbelagerung und ein, zwei Hochkarätern. Unser PP ist viel zu statisch und geschossen wird praktisch nur aus spitzem Winkel, da besteht DRINGEND Verbesserungsbedarf.
Wie es eigentlich geht, demonstriert in der 53. Minute Dario Gartmann, der eine wunderschöne Aktion erfolgreich abschliesst!!! Einfache Tore gehn bei uns wohl nicht, es müssen aussergewöhnliche sein. Kollektives Ausrasten auf Eis und Tribüne, mit diesem Treffer hat nach der ungenutzten 5-Minuten Strafe wohl niemand gerechnet. Das grosse Zittern geht aber natürlich weiter, noch sind 7 Minuten zu spielen.
Die letzten Minuten wollen einfach nicht vorbei gehen, gefährlich wirds aber nicht mehr. Im Gegenteil, ein eigentlich sicherer Empty netter wird noch verpasst. Mit der Schlusssirene gibts noch einen Fight zwischen Schwab und Rühl, den unsere Nr. 6 klar für sich entscheiden kann und dies dann demonstrativ vor der sich aufstellenden Aroser Mannschaft zelebriert.
Aus. Vorbei. Der Vorhang senkt sich. Die nächste Vorstellung findet am Donnerstag in Arosa statt. Vor diesem Gegner in diesem Zustand muss sich der EHC aber nicht fürchten. Arosa war einzig im Powerplay gefährlich und ist ein Schatten seiner selbst. Ich behaupte, wir können uns nur selber schlagen.
Alle am Donnerstag nach Arosa! Machen wir das Auswärtsspiel wie gewohnt zu einem Heimspiel!
Spielbewertung (1-5): **
Die drei besten Churer:
***Dario Gartmann
**Bigliel
*Scherrer
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