Die Meisterschaft des EHC Chur 2016/17 ist am letzten Donnerstag in der Belle gegen Wetzikon zu Ende gegangen, ein zu frühes Ausscheiden, so empfinden wir. Chur verlor als zweitplatzierter der Qualifikation eine knüppelharte Serie gegen einen siebtplatzierten Gegner, der sich auf die Playoffs hin massiv verbessert zeigte. Ist das Aus in der ersten KO-Runde deshalb als Scheitern zu betrachten, obwohl unsere Mannschaft eine gute bis sehr gute Qualifikation bestritt und das eigentliche Ziel, die Qualifikation zur neuen Swiss Regio League, souverän schaffte?

Blicken wir etwas genauer auf die vergangenen sieben Monate unseres Fanionteams und beginnen mit einer einfachen Resultattafel. Nun fügen wir dem Ganzen noch etwas Würze hinzu, einige Kommentare aus den Spielberichten hier auf ehcfans.ch:

Durch die schwachen Auftritte in den Vorbereitungsspielen war die Unsicherheit der EHC Chur Fans gross, was die Mannschaft wirklich zu leisten vermag. So ging auch manch ein Zuschauer mit einem flauen Gefühl in das erste Meisterschaftsspiel. Nicht mal eine Minute später wich dieses Gefühl grosser Zuversicht, denn der EHC Chur führte bereits 2:0.
– Auftaktsieg gegen Bülach

Was war denn das bitteschön für ein Churiositätenfestival gestern am späten Nachmittag in der Eishalle Zingel in Seewen? Fatale Fehler, dumme Gegentore, aberkannte Treffer, wütende Churer, und am Schluss ein mickriges Pünktchen.
– Seewen vs Chur – drittes Saisonspiel

Arosa schien sich jetzt völlig in sich selbst aufzulösen. Dumme Strafen führten zu einem Powerplay bei welchem sich Dani Peer vor dem Tor (sagen wir mal) auffällig bemerkbar machte und so die Sicht für Torhüter Kunz erschwerte. Bigliel konnte dies zum viel umjubelten Siegestreffer nutzen.
– Erster Derbysieg

Wurden die Churer Eishockeynerven in letzter Zeit öfters arg strapaziert, gabs für sie an diesem Abend Schonkost. Denn nicht einmal 6 Minuten waren gespielt und schon leuchtete von der Anzeigetafel ein 0:3, auch die Art und Weise wie die beiden Mannschaften auftraten liess bereits zu diesem Zeitpunkt keinen Zweifel über den Sieger aufkommen.
– 11:0 Gala in Uzwil

Aus. Vorbei. Wil deux Points. Was für ein Spiel. Pleiten, Pech und Pannen. Verschenkte Stunden. Aber man kann seine Mittwoch-Abende ja noch sinnloser vergeuden. Tschämpiens-Liig kucken zum Beispiel.
– Das Debakel von Wil

….doch der Stürmer von Dübi brachte halb im Fallen die Scheibe nicht ins Tor unter. Wenige Sekunden später dröhnte die erlösende Schlussirene, der Soundtrack des kollektiven Durchatmens und der Siegerfreuden.
– Die Reaktion in Dübendorf

…und Lukas Sieber hat sogar noch kurz Zeit für ein spontanes Interview mit unserem fliegenden Reporter. Und er spricht die Worte aus, die wohl jeder nach diesem Spiel benutzen wird: „Hauptsach gwunna“.
– Cup Abenteuer Ascona

Obwohl Arosa den ersten Torschuss des Spiels abgab, übernahmen die Weissen anschliessend sofort das Zepter und schickten sich an, das wohl besten Drittel dieser Saison (wenn nicht sogar der letzten Jahre) aufs Eis zu zaubern. Angriff auf Angriff rollte auf Arosas Torwart Caduff zu, gute Angriffsauslösung, exakte Pässe, gute Abschlüsse, kämpferisch und aggressiv: der EHC Express rollte.
– Zweiter Derbysieg

Die Verlängerung hat kaum begonnen, als Manuel Holenstein mit einem herrlichen Pass Yannick Bucher lanciert, welcher allein vor Styger nicht lange zögert und den Puck zum 4:3 Sieg in die Maschen knallt. Nach 18 Sekunden! Wir liegen uns in den Armen, als hätten wir soeben den Stanley-Cup gewonnen.
– Die Frauenfeld-Wende

Auch da wurde das Gaspedal nach unten gedrückt und gings hin und her. Die erste Topchance gehörte Dübendorf, 2 gegen 1, uffff, nit dina. Auf die andere Seite stürmten alle drei Churer gegen einen gegnerischen Verteidiger, jetzt sollte es doch endlich klappen oder? Naaaaaaaaiiiiiiiiiii, nai, nai, nai! Wieder Nichts. Doch dann passierte es leider: Beim nächsten Angriff zu zweit gegen einen Churer konnten die Dübendorfer den Siegtreffer erzielen. Sch…..
– Verlängerung gegen Dübendorf

Chur zeigte sich gestern Abend in den entscheidenden Momenten zu wenig konsequent und verpasste aufgrund einer über Alles gesehen unüberzeugenden Leistung den Einzug in die letzte Qualifikationsrunde des Cups. Samstag geht es im normalen Ligabetrieb daheim gegen Weinfelden weiter, Cup also abhaken und weiter eifrig Meisterschaftspunkte sammeln.
– Out im Cup

Arosa startet wie von der Tarantel gestochen und drückt vehement auf ihren zweiten Treffer, doch es sind die Churer, die mit ihrem ersten Torschuss auf 5:1 erhöhen. Curdin Lampert bedient herrlich Luca Infanger und dieser schliesst ebenso herrlich ab. Was danach folgt ist minutenlanges Schaulaufen des EHC Chur.
– Dritter Derbysieg

Doch die Strafe näherte sich schon ergebnislos ihrem Ende, als 93 Sekunden vor Schluss der Partie Dario Gruber das Zuspiel von Patric Schwab mittels Direktabnahme einnetzte, doch noch das viel umjubelte 3:3!!!
Der Churer Sektor schien zu explodieren, für ein Unentschieden höchst ungewöhnlich wurden die letzten Sekunden heruntergezählt und der Aufstieg in die neue Liga gefeiert.
– Aufstieg in Seewen

Im letzten Drittel versuchte der EHC Chur nochmals zuzulegen, aber es wollte an diesem Abend definitiv nichts gelingen. Auch wenn Gästehüter und Schauspieler Scherrer keinen unwiderstehlichen Eindruck machte, viel zu tun bekam er nicht mehr. Folgerichtig schlossen die Zürcher kurz vor Schluss noch einen Konter sauber ab und setzten mit dem 1:4 ein erstes Ausrufezeichen in diesem Playoff-Duell.
– Playoffspiel 1

Der EHC Chur hat am gestrigen Abend das ReBreak geschafft und in Wetzikon mit 5:3 gewonnen. Der 1:1 Ausgleich in der Serie am sogenannten Tag des strahlenden Sterns hatte jedoch auch seine Schattenseiten. 72:22, so die Strafminutenaufteilung zwischen Wetzikon und Chur
– Playoffspiel 2

Und was dann folgt, meine Damen und Herren, lässt sich mit Worten fast nicht beschreiben. Manuel Holenstein, dieser Sidney Crosby des EHC Chur… dieser Wayne Gretzky der ersten Liga… dieser Gott auf Kufen… holt sich in der eigenen Verteidigungszone den Puck, powert sich der Bande entlang, duckt sich unter einem hohen Ellbogen hindurch, entgeht einem kernigen Check, tanzt den letzten Verteidiger aus und versenkt den Puck wunderschön im Netzhimmel. Eine Augenweide! Tor des Jahres! Was für eine Ehre, diesem Spieler zuschauen zu dürfen und ihn in den eigenen Reihen zu wissen. Ich verneige mich in Ehrfurcht !
– Playoffspiel 3

Dieses 5:2 sollte gleichzeitig auch das Schlussresultat bleiben, denn in der Folge kontrollierte der EHC Wetzikon die Partie und liess die glücklosen Churer nicht wieder aufkommen. Viele Unterbrüche, Hadern mit sich, dem Schiedsrichter und einigen Strafen rundeten dieses aus Churer Sicht doch sehr enttäuschende, vierte Duell gegen Wetzikon ab.
– Playoffspiel 4

Es hat nicht sein sollen. Der EHC Chur verliert das Entscheidungsspiel gegen den EHC Wetzikon mit 2:3 Toren und scheidet somit bereits in den Viertelsfinals aus. Die Zürcher holten zwei Mal einen Rückstand auf und entschieden die Partie mit einem Doppelschlag kurz vor Schluss.
– Playoffspiel 5

Was hat aber zum guten zweiten Tabellenrang nach der Quali und zum frühen Ausscheiden in den Playoffs geführt? Sicherlich muss bedacht werden, dass einige Mannschaften (eben auch Wetzikon) sich gegen die SRL ausgesprochen haben und insofern die Quali nur als Vorstufe zu den Playoffs genutzt haben. Seewen und Chur hingegen, welche in die SRL wollten, haben wohl ihr Pulver bereits früh verschossen und schieden beide bereits in den Viertelsfinals aus.

Betrachten wir nun die Mannschaft des EHC Chur. Grundsätzlich – und das muss einfach in aller Deutlichkeit gesagt werden – haben wir eine geile Mannschaft, Charakterlich und auch als Typen absolut Top. Segen und Fluch im sportlichen Bereich war – wie auch schon in den Vorjahren – die Abhängigkeit / Form eines Manuel Holenstein. Der Mann hat uns mit seiner Superklasse ein ums andere Mal verzückt, seine langen Einsatzzeiten kaschierte wohl aber auch leider die Baustellen und Schwachstellen im Team. Denn abgesehen von Hola variierte die Leistungsklasse- und Kurve aller anderen Spieler wohl zu stark, um ganz vorne mitzumischen. Ein Blick in die Top 5 der ehcfans.ch Sternenwertung untermauert dies:
– Holenstein (36*)
– Sarkis (30*)
– Däscher (15*)
– Peer (14*)
– Sieber (14*)

A propos Sieber: unser Königstransfer vom Sommer, der Holenstein eigentlich hätte entlasten / ergänzen sollen, konnte nur gerade im November (wo er einige hervorragende Spiele zeigte) seinen Erwartungen gerecht werden, war aber ansonsten nicht die Verstärkung, welche wir erhofft hatten.

Als in den Playoffs dann Yannick Bucher und Patric Schwab (welche Beide bis dahin eine vorzügliche Saison gespielt hatten) verletzungsbedingt ausfielen, war zu wenig Substanz da, um gegen Wetzikon zu bestehen.

Leider blieb der EHC auch in dieser Saison nicht von der Verletztenhexe verschont, Lukas Willi zum Beispiel (immerhin ein ehemaliger Churer Topscorer, Saison 2011/12 irrtum vorbehalten) fehlte während der ganzen Saison. Kürzere und grössere Absenzen diverser Spieler kamen hinzu.

Neben den Einzelkritiken sollte aber auch erwähnt werden, dass unsere Mannschaft eigentlich nie wirklich zu einem wirklichen System fand. Über- und Unterzahlspiel waren mangelhaft, spielerische Geistesblitze können zu 80% dem Spieler mit der Nummer 17 attestiert werden und nicht einem gewachsenen System. Diese Meinung teilen im Übrigen auch viele Anhänger mittels Kommentaren im Forum oder auf facebook.

Wenn sich dies nun allzu negativ (und vielleicht auch als Kritik am Trainer Marcel Habisreutinger) anhören sollte, mag das so sein, ist aber nicht der Wahrheit letzter Schluss. Tatsächlich gab es auch diverse tollen Auftritte, es darf zum Beispiel daran erinnert werden, dass wir bis dato die letzte Equipe waren, welche die Übermannschaft Dübendorf bezwungen haben, desweiteren wurden sämtliche Derbys gegen den EHC Arosa gewonnen.

 

Und 2017/18: bis anhin haben Andreas John, Claudio Engler und Dario Horber verlängert, während gemäss der heutigen SO Manuel Holenstein, Dani Peer, Jann Däscher, Yannick Bucher, Lukas Sieber und Livio Roner der Club verlassen könnten. Bereits im dritten Jahr in Folge vermeldete unsere Tageszeitung ende Saison einen Aderlass, und tatsächlich wurde aus dem Final 2014/15 im Jahre 15/16 ein Halbfinale und in dieser Saison gar nur das Viertelfinale. Von daher haben sich die Befürchtungen (leider) bestätigt.

Was muss nun passieren, damit wir in Zukunft nicht wieder am Saisonende dem Gegner beim Feiern zuschauen müssen und vielleicht selber mal wieder einen Coup schaffen? An der Schwelle zur neuen SRL ist dies umso schwerer zu beurteilen. Tatsache ist: wir brauchen Verstärkungen, zwei, drei, wie Marcel Habisreutiger antönte, werden jedoch nicht reichen, um unseren (zu?) hohen Ansprüchen gerecht zu werden. Es braucht im Mindesten zwei sehr gute 1 und 2 und einen guten 3 Block für die erste SRL-Saison. Wo herholen, die Spieler? Tja, das wird die (schwierige) Aufgabe von Andy Grothenn und seinen Leuten.

Abschliessend nocheinmal in aller Deutlichkeit: dies soll kein Bashing oder Schwarzmalerei sein. Aber mit den noch frischen, bitteren Gefühlen vom Donnerstag und den Erkenntnissen, dass es „nicht gereicht“ hat, müssen die richtigen Rückschlüsse und Korrekturen daraus gezogen werden, in allen sportlichen Belangen.

Wie war nun die Saison 2016/17? Dies soll jeder für sich selber entscheiden, was aber Tatsache ist, jede Saison mit unserem EHC Chur ist gespickt mit Augenblicken, die wir nie wieder vergessen werden. Und das war auch in den letzten Monaten so. Schüttelt ihr den Kopf? Dann helfen euch diese abschliessenden Bilder vielleicht auf die Sprünge.

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