EHC Wetzikon – EHC Chur 5:2
Zuschauer: 785 (davon ca. 70 Churer)
Torschützen: Holenstein, Scherrer
Niederlage im Spitzenkampf
Nach drei Siegen verlässt der EHC Chur das Eis in Wetzikon erstmals in dieser Saison als Verlierer. Ein Startfurioso mit zwei schnellen Toren brachte die Gäste derart aus dem Konzept, dass trotz beherztem Einsatz kein Ausgleich mehr gelingen wollte. Stammtorhüter Sarkis war während des Einlaufens wegen Magen-Darm-Beschwerden frühzeitig vom Feld verschwunden und musste Tobias Werner das Feld überlassen.
Der Spitzenkampf in der Kunsteisbahn zu Wetzikon startete spektakulär: Kaum war die erste Minute vorbei, leuchtete schon ein 1:0 von der Anzeigetafel. Torhüter Werner, der in dieser Saison ziemlich unerwartet zu seinem ersten Einsatz kam, war von Hürlimann nach einem Fehlpass von Raganato (Irrtum vorbehalten) bereits eiskalt geduscht worden. Kurz nach dem Anspiel folgte nur gerade 14 Sekunden später der nächste Dämpfer, als Roder mit einem satten Slapshot zum 2:0 traf. Die Reaktion der Gäste folgte jedoch postwendend: Ein lascher Querpass der heimischen Abwehr fand den Weg zu Holenstein, welcher Simon Scherrer im Wetziker Gehäuse (jawohl, ein Namensvetter unserer Nummer 44) im Alleingang mit dem Anschlusstreffer zwischen den Schonern hindurch bezwang. Der direkte Ausgleich liess jedoch auf sich warten; viel eher waren es die Gastgeber, die in Folge mal für mal gefährlich vor Werner auftauchen konnten. Auch wenn die erneute 2-Tore-Führung näher schien, konnte Werner fortan mit jedem Ablenker etwas zunehmende Sicherheit ausstrahlen. Chur versuchte den schnellen Ausgleich, vernachlässigte hingegen die Abwehrarbeit. So fiel dann auch der nächste Treffer des Spiels erneut auf der Seite von Werner, welcher sich nach einem Herumgestochere von Buchmüller geschlagen geben musste. Irgendwie symptomatisch für das in dieser Phase fahrlässige Auftreten der Steinböcke war eine Szene in Überzahl, in welcher sich drei Spieler trotz laufendem 3-gegen-2-Konter von Wetzikon für einen Wechsel entschieden. Kurz vor Ende des 1. Drittels gelang Schwab mit einem satten Slapshot der vermeintliche Anschlusstreffer, welcher jedoch wegen eines zu hohen Stocks von Dario Gartmann annulliert wurde.
Der Pausentee schien seine Wirkung endlich zu entfalten, als Scherrer nach zwei Minuten ein perfektes Zuspiel von Bigliel in einem schnellen Konter zum “regulären” Anschlusstreffer verwertete. Nach einer ersten kurzen Angriffswelle von Wetzikon war dies bereits die zweite hochkarätige Chance für Chur gewesen. Das Angriffsspiel wurde erst gebremst, als Scherrer im Wetziker Gehäuse nach rund 7 gespielten Minuten im zweiten Drittel wegen einer Kollision benommen auf dem Eis lag. Doch Wetzikon musste nicht auf den Ersatztorhüter zurückgreifen, Scherrer war nach kurzer Pflege wieder fit. Auch wenn sich Chur danach im Powerplay versuchen durfte, war Torhüter Scherrer weiterhin auf der Höhe und verhinderte den für Chur verdienten Ausgleich. Wäre in dieser heissen Phase der Ausgleich gefallen, hätte das Spiel wohl einen anderen Ausgang genommen. Hätte, wäre, würde; Chur reüssierte nicht und ging mit einem 1-Tore-Rückstand in die zweite Pause.
Das Schlussdrittel musste Chur zwar in Unterzahl in Angriff nehmen, beinahe wäre Peer in Unterzahl jedoch der Ausgleich gelungen. Auch wenn wohl nicht ganz alle Kommentare aus der Churer Fankurve zum Schiedsrichtertrio druckreif wären, zeigte der umstrittene Head Zweidler nach knapp 46 Minuten doch noch etwas Sachkenntnis: Durisch wanderte für ein durchaus strafwürdiges Haken auf die Strafbank, doch zur Verwunderung aller musste es ihm Nicola Brandi für eine übertriebene Schwalbe (im Stile Arjen Robbens) gleichtun. Nichtsdestotrotz war Chur bereits in Unterzahl auf dem Feld, und als kurz darauf auch noch Morandi für (kleinlich gepfiffene) übertriebene Härte auf die Strafbank wanderte, benötigte Wetzikon nur wenige Sekunden für den Treffer zum 4:2. Es blieben zwar noch fast 13 Minuten, aber auch eine weitere Überzahlphase brachte den Gästen aus Chur keinen Anschlusstreffer. Viel eher wurde das Schlussfeuerwerk durch weitere drei unnötige Strafen unterbunden, die Wetzikon schliesslich in doppelter Überzahl zum 5:2 nutzen konnte.
Fazit: Das Spiel um die Tabellenführung gegen Wetzikon bot über weite Strecken gute Unterhaltung und ein weitgehend schnelles Spiel. Dass trotz zeitweiliger Überlegenheit im Spiel das Diktat nicht an sich gerissen werden konnte und die erspielten Chancen fast schon fahrlässig vergeben wurden, hinterlässt jedoch einen etwas fahlen Nachgeschmack. Der EHC wird als “Gejagter” wohl noch den einen oder anderen Punkt gegen einen solchen motivierten Gegner liegen lassen müssen, auch wenn bei Vollbestand (Chur in der Verteidigung ohne John, Camichel und Engler sowie den langzeitverletzten Bonorand) die Gegenwehr doch etwas stärker ausfallen dürfte.
Auffälliges neben dem Eis: Der EHC Wetzikon Fanclub organisiert am kommenden Samstag einen Fanmarsch nach Dübendorf, Besammlung ist um 14:45 bei der Eishalle.
Spielwertung: ***
Die drei besten Churer:
*** Simon Scherrer (wie gewohnt lauffreudig und mit dem zwischenzeitlich wichtigen Anschlusstreffer)
** Dario Gartmann (ein Torerfolg blieb ihm zwar verwehrt, setzte aber starke Akzente)
* Tobias Werner (konnte sich trotz 5 Gegentreffern das eine oder andere Mal beweisen, wurde wie sein Gegenüber Scherrer als bester Spieler ausgezeichnet)