Ein unglaublicher Derbysieg!

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EHC Arosa – EHC Chur 5:6 n.P.

Zuschauer: 910 (davon mindestens 1/3 Churer)
Torschützen: D. Gartmann (2x), Infanger, Gruber, Engler

Ein unglaublicher Derbysieg!

Der EHC Chur schreibt gestern Abend anlässlich des dritten Bündnerderbys in Arosa ein weiteres Kapitel in seiner “gwöhnlich sind anderi” – Chronik. Nach 37 Minuten noch scheinbar hoffnungslos mit 0:5 im Hintertreffen liegend, gelingt dem EHC eine mirakulöse Aufholjagd, welche im Penaltyschiessen sogar noch mit dem 6:5 Sieg gekrönt wurde.

Wir sind uns vom EHC Chur ja vieles gewöhnt, und die Geschichte hat uns gelehrt, dass beim EHC nichts unmöglich ist, im positiven als auch im negativen Sinne. Aber was unser Fanionteam gestern Abend im winterlichen Arosa veranstaltete, war sogar für die hartgesottensten Anhänger des Stadtclubs eine neue Erfahrung. Es war ein Spiel der 100 Geschichten, eine emotionelle Tal- und Bergfahrt, schlicht ein Epos auf Eis.
Wo fangen wir da nur an?

Der EHC Chur und seine Anhänger machten sich bei herrlichen winterlichen Bedingungen (endlich schneits) mit berechtigten Hoffnungen auf den Weg nach Arosa. Im dritten Anlauf sollte der erste Derbysieg der Saison her. Begrüsst von einem Fetscherin’schen Feuerwerk und der frohen Kunde, dass sowohl Manuel Holenstein als auch Jann Däscher einsatzbereit waren (beide spielten sicherheitshalber mit Gitter), konnte das Derby guten Mutes losgehen. Die ersten Shifts der Mannschaft bestätigten den optimistischen Eindruck, Chur schien (im Vergleich zu den ersten beiden Derbies) bereit, doch dieser Eindruck sollte sich in den kommenden gut 35 Minuten leider relativieren.

Im ersten Unterzahlspiel agierten Schädlers Mannen zu offensiv, nahmen eine zweite Strafe (Arosas Torwart Hauser wurde von Freund und Feind umgemäht) und liefen in einen Konter, welche die Führung für Arosa bedeuten sollte. Wenig später jubelten die Schanfigger erneut, doch der zweite Treffer wurde entweder wegen Torraumoffside und/oder Torhüterbehinderung annuliert. Nur wenige Spielsekunden später musste der heute sehr unsichere Vincent Sauter aber definitiv das zweite Gegentor entgegennehmen (Guidon, 10′). Der EHC versuchte zu reagieren und kam durchaus auch zu Torchancen, diese blieben aber unfruchtbar und nachdem Dani Peer (der sich übrigens später am Knie verletzte) die Scheibe im offensiven Drittel verlor, konterten die Blauen unsere Mannschaft erneut gnadenlos aus.

Und als ob das dritte Gegentor noch nicht genug des Übels gewesen wäre, vertendelte kurz darauf auch Dario Horber die Scheibe an der offensiven blauen Linie, der alleine anstürmende Sandro Schett überwand Sauter erneut: 0:4. Hinter Churs Bande brach daraufhin (völlig zurecht) der Vulkan Schädler aus, unser Coach stauchte jeden Einzelnen auf der Bank zusammen und liess dabei im Vergleich Hans Zach und Doug Shedden wie die liebsten Trainer-Engel erscheinen. Es war tatsächlich ein inferiores erstes Drittel gewesen, in welchem einzig die ersten drei, vier Minuten und eine gewonnene Schlägerei von Livio Roner optimistische Zeichen seitens Chur setzen konnten.

Arosa 5

A Propos Zeichen setzen, zu Beginn des Mitteldrittels kam der von den Fans geforderte Tobias Werner ins Spiel, welcher den heute ungenügenden Vincent Sauter ersetzte. Obwohl Chur nun etwas besser wurde und unter anderem zwei Powerplays bestreiten durfte, schaute nicht viel Zählbares raus, ganz im Gegenteil. Tobias Werner musste einige Male sein ganzes Können aufbringen, um den Rückstand nicht weiter anwachsen zu lassen. Bei Spielmitte setzte dann auch ein Churer zum Jubel an (Gruber wähnte die Scheibe nach einem zwei gegen null Vorstoss bereits im Tor), die Freude war aber unbegründet und wendete sich keine zehn Sekunden in Entsetzen, als die Aroser einen erneuten Konter erfolgreich zum 5:0 abschlossen.

Mit diesem erneuten Nackenschlag schien das Spiel entschieden und die Stimmung auf der Gästetribüne sank merklich. Churs Anhänger (welche ihre Mannen übrigens zu keiner Zeit auspfiffen und sich sehr Loyal verhielten) harrten nun einfach den Dingen, die da noch kommen mochten. Ihre Mannschaft machte zu diesem Zeitpunkt nicht den Anschein, als ob die Partie nocheinmal spannend werden könnte. Diesen Eindruck hatten anscheinend auch die Aroser, welche in der Folge von ihrem zügigen Spiel absahen und in den Verwaltungsmodus umschalteten. Das Derby plätscherte in der Folge vor sich hin, eine Einzelaktion durch Dario Gartmann, welche den ersten Churer Treffer brachte, wurde zu diesem Zeitpunkt als Resultatkosmetik angesehen. Dies auch darum, weil kurz darauf Yannick Bucher auf die Strafbank musste und das Strohfeuer scheinbar zum erlöschen brachte. Doch in dieser Unterzahl doppelte Dario Gartmann nach einem Fehler in Arosas Hintermannschaft nach, 14 Sekunden vor der zweiten Drittelspause zog er alleine auf Hauser los und vernaschte diesen zum 2:5. Ging da doch noch was?

Die Mannschaft kam früh fürs letzte Drittel zurück aufs Eis, lange Worte waren wohl nicht mehr gefragt, vielmehr weitere Taten. Nachdem die erste dieser Taten noch ein etwas übermotivierter Crosscheck Dario Gartmanns war (die Strafe verstrich unbeschadet), übernahm unser EHC in der Folge definitiv das Zepter auf dem Eis. Luca Infanger gelang dann in Spielminute 47 im Nachsetzen (zuvor war Roner gescheitert) das 5:3, und nur vier Minuten später bezwang Dario Gruber den nun immer unsicherer werdenden Gianluca Hauser aus spitzem Winkel zum Anschlusstreffer.

Beim EHC Arosa setzte nun definitiv das grosse Zittern ein, ausser einigen Einzelvorstössen, welche Toby Werner allesamt entschärfen konnte, gelang dem Heimteam nicht mehr viel. Demgegenüber drückte Chur nun auf den Ausgleichstreffer, der Glaube war jetzt definitiv zurück, das Spiel lief plötzlich wie aus einem Guss. Als dann auch noch Powerplay gespielt werden konnte, war es Claudio Engler, der mit einer Willensleistung aus nächster Nähe den umjubelten Ausgleichstreffer erzielen konnte! Der helle Wahnsinn!!

Interessanterweise kreuzte Arosa in der Folge noch zwei, drei Mal gefährlich vor Werner auf, die 60 Minuten endeten jedoch mit dem nicht mehr zu erwartenden Unentschieden.

In der Verlängerung lag die Entscheidung förmlich in der Luft, dies auch weil Chur zu einer Powerplaysituation kam. Der fairnesshalber sei angemerkt, ein harter Haken-Entscheid gegen Arosa. Doch der EHC konnte viele brandgefährliche Chancen nicht verwerten und traf u.A. zwei Mal das Aussennetz.

Damit kam es zum ersten Penaltyschiessen der Saison, die Spannung erreichte einen absoluten Höhepunkt. Zu Beginn vergaben die beiden “Stars” der Teams, sowohl Loosli als auch Holenstein scheiterten an den gut parierenden Torhütern. Danach ging Arosa in Front, und Lukas Willi vergab. Nachdem Werner parierte, traf Dario Gartmann zum Ausgleich nach drei Penalties. Anschliessend scheiterte Arosa, und Yannick Bucher verwertete. 2:1. Die Entscheidung war nun nahe, doch auch der fünfte Aroser traf. Claudio Engler lief nun zum entscheidenden Penalty an, und……
Arosa 2

Im Churer Lager (sowohl am als auch auf dem Eis) brachen regelrechte Jubelstürme aus. Ein nicht mehr für möglich geglaubter Derbysieg wurde Tatsache. Und im Taumel des Sieges wurde sowohl von offizieller Seite (best Player) als auch von den Fans ein Held erkoren, sein Name, Tobias Werner. Lang als ewige Nummer 2 verschmäht und zuletzt gar von einem Davoser Elite-Ersatzgoalie ersetzt, feierte Toby an diesem geschichtsträchtigen Derby seine grosse Stunde. “Tobi, üseri #30, Danka für dini Treui!” Ein Plakat sprach für sich.

Die ganze Mannschaft feierte anschliessend standesgemäss den Derbysieg und kehrte natürlich auch nocheinmal aufs Eis zurück, wobei neben Werner auch die Rückkehrer Däscher und Holenstein gefeiert wurden.

Fazit
Nüchtern betrachtet sind es zwei Punkte auf dem Weg zu einer guten Ausgangslage in den Playoffs mit einer zweischneidigen Leistung der Mannschaft. Wer dieses Spiel gestern Abend aber “nüchtern betrachtet”, macht einen grossen Fehler. Denn es war vielmehr die Story eines grossartiges Comebacks, eine wahnsinnige Charakterleistung der Mannschaft und ein Spiel, welches einfach nur GEIL geworden ist.

Spielwertung (1-5) ****

Die drei besten Churer

*** Tobias Werner (der eigentliche Held des gestrigen Abends, sportlich und moralisch)tobias werner 2

** Claudio Engler (mit dem Ausgleichstreffer und dem entscheidenden Penalty entschied er das Spiel)claudio engler

* Dario Gartmann (leitete mit seinem Doppelpack Ende zweites Drittel die Wende ein)dario gartmann 2

Alle Bilder zum Spiel gibt es HIER.

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