Über warme Luft und spriessende Playoffbarthaare
Ein “Gastkommentar” von knoeppi
Chur vs. Arosa: eine Affiche, welche sich zu Saisonbeginn nur die Kühnsten der Kühnen unter den Fans zu erhoffen vermochten: die Hollywood-Paarung schlechthin (Mal sehen, ob es dann Ende Monat für ein goldenes Männchen in der Kategorie Drama reicht oder eher ein Fall für die X-Files ist). Auf der einen Seite der zauggsche Hollywood-der-Alpen-Verein EHC Chur (den jüngeren Steinbockanhängern dürfte der Ur-Vater aller Boulevard-Hockeyprognosen und Verschwörungen wohl nicht mehr ein allzu salonfähiger Begriff sein), auf der anderen Seite der EHC Arosa mit seinem Aushängeschild Fetscherin, welcher krampfartig versucht in diesem Genre dem Stadtklub nachzueifern. Was beim EHC naturgemäss schon gegeben ist (ob gewollt oder nicht, das ist natürlich wieder ein anderes geschichtsträchtiges und abendfüllendes Thema), versucht sich der Kantonsrivale auf die Playoffs hin anzueignen und den einen oder anderen Tritt an die Hufen des Steinbockes zu setzen. Wie auch immer, gespannt darf man auf diese Paarung sein.
Während die Schanfigger eine ansehnliche Quali absolvierten und von Höhenflug zu Höhenflug schaukelten (wie die Sesselbahnen neulich beim winterlichen Föhnsturm), war die Luft in der Masterround draussen. Ob in Arosa nur mit warmer Luft angerichtet wurde und nun draussen ist? Bald werden wir es wissen, ob ein Aroser Föhnsturm die Steinböcke vom Eis kegeln oder ob ein laues Lüftchen die Playoff-Barthaare der Churer kräuseln wird.
Im Gegensatz zum Playoff-Gegner musste der Stadtklub immer wieder grössere Rückschläge einstecken. Das Lazarett war in dieser Saison (leider) ein gut besuchter Ort, entsprechend waren bisweilen die Partien, welche es zu absolvieren gab. Dafür gibt es in den Playoffs sicherlich reichlich Luft nach oben. Kultfigur Haui, welcher das Playoff-Schiff orchestrieren wird, sorgt für frischen Wind und kennt das Geschäft wie seine Westentasche. Das Spiel mit Krummstock und Hartgummi braucht der Bandengeneral den Spielern nicht mehr beizubringen, ebenso wenig das Schlittschuhlaufen (zumindest bis jetzt sah man noch niemanden mit dem Pingu-Gehilfe auf dem Eis rumtäppala). Gefragt sind Schnellkurse in Trash-Talk, in „Wehe-du-langsch-min-Mitspieler-nu-a-denn-gits-Haui“-Kursen, gekonnte und stilvolle Provokationen im Bereich des Erlaubten und der erweiterten Dunkelgrauzone. Attribute wie auf die Zähne beissen, sich die Barthaare spriessen und sich nach den Spielen jeweils zum Sieg gratulieren lassen sind jetzt gefragt. Alles andere ist nebensächlich und hat auch noch im Sommer Zeit.
In diese Sinne: auf erfolgreiche Playoffs und dass das nächste nächtliche Grollen nicht von den Sündern im Scaläratobel zu vernehmen ist, sondern von zähneknirschenden Fetscherin-Anhängern im Schanfigg.