Star Forward – EHC Chur 3:4 n.P.
Tore für Chur: Ehinger, Sieber, Pfennich; Schaub, Rexha (Shootout)
Zuschauer: 236 (davon handgezählte 25 Churer)
Krimi in fünf Akten – oder, Schiff ahoi!
Dritter Sieg in Folge: der EHC Chur gewinnt auswärts in Morges nach Penaltyschiessen mit 4:3. Das Spiel im umfunktionierten Schiff entwickelte sich immer mehr zu einem Krimi – mit Happy End wohlverstanden.
Lang war sie, die Fahrt von Chur an den Lac Leman. Im strömenden Waadtländer Regen angekommen, sah sich der Schreiber dieser Zeilen schnell in seiner Meinung bestätigt: die Eishalle von Morges ist – wenn nicht die schönste – dann sicherlich die interessanteste Eishalle der Schweiz, wenn nicht sogar noch weit über die Grenzen hinaus. Das auf dem Kopf gestellte Schiff / die Muschel ist durchwegs im Thema Seefahrt gehalten, wirklich ein Augenschmaus.
Leider kann dies nicht über die Infrastruktur / die Organisation im Innern des Baus gesagt werden, denn erneut war diese nicht MySports League tauglich. Zum wiederholten Male waren es die Churer, die 45 Minuten vor Spielbeginn das unvorbereitete Kassahäuschen eröffneten, Stadionsprecher hörte man ebensowenig wie Sound in der Halle, und dies während des ganzen Spiels. Die Bitte eines Morges-Offiziellen, selbstständig zu kontrollieren, dass die Churer Anhänger bitte keine Glasflaschen auf die Ränge mitnehmen würden, beantwortet auch die Frage nach Zugangskontrollen und/ oder Security. Die Tatsache, dass im unaufgeräumten Bijou bereits leere Glasflaschen unter den Sitzen herumlagen, lassen diese Bitte noch ein wenig komischer erscheinen.
Ein weiteres Kapitel waren die offiziell gemeldeten 236 Zuschauer. Wenn dies tatsächlich stimmte, müssen es demnach verhältnissmässig 150 Churer gewesen sein, was nun aber definitiv nicht stimmt. Dieses Vorgeplänkel schliessen wir mit folgendem Zitat eines mitgereisten Churer Securitymannes ab: “wenn im Hockeystadion der Ventilator das Lauteste ist…” Aber zum Glück waren wir ja auch noch da, obwohl man fast schlechtes Gewissen hatte, die eigene Mannschaft anzufeuern, so sahen einem die Einheimischen sinngemäss mit dem im Gesicht geschriebenen “quiet please” an, oder eben, “silence, s’il vous plait…”.
So, nun aber zum Spiel. Der EHC Chur nahm den Schwung aus den letzten Partien mit und kreuzte immer mal wieder vor dem Tor der Einheimischen auf, wirklich gefährlich wurde es aber selten. Beide Teams kämpften mit kleinen technischen Unzulänglichkeiten, damit muss man aber wohl leben, wenn eine Partie erst zu später Stunde am anderen Ende der Schweiz angepfiffen wird. Drei Powerplays (eines für Star Forward, zwei für Chur) verstrichen ohne nennenswerte Gelegenheiten.
Die erste wirklich grosse Chance in der Partie kam nach 12 Minuten, als Lukas Sieber und Alessio Pozzorini mit einem schönen Doppelpass ein erstes Mal brandgefährlich vor Morges-Goalie Sauthier aufkreuzten, jedoch im Abschluss scheiterten. Eine weitere gute Gelegenheit verpasste der immer besser werdende Jordan Pfennich kurz darauf.
Als das erste Drittel bereits zur Neige ging, schlenzte Michael Schaub die Scheibe von der blauen Linie Richtung Tor, und es war Dennis Ehinger (wieder er), der goldrichtig ablenkte und seine Mannschaft in Führung schoss.
Drittel Zwei ist – wie wir mittlerweile wissen – nicht der Abschnitt des EHC Chur. Morges wurde stärker, und als dann auch noch ein Churer auf die Strafbank wanderte (Schaub, 24`) musste mit dem Schlimmsten – sprich dem Ausgleich – gerechnet werden. Es kam aber anders, denn die Shorthander-Könige Sieber und Rexha entwischten. Der Schuss von Rexha wurde vom waadtländischen Goalie nur unzulänglich abgewehrt, Lukas Sieber versorgte die frei vor dem Tor liegende Scheibe zum 2:0 für den EHC Chur.
Dieser Treffer gab den Gästen aufwind, während einigen Minuten waren sie nun wieder Tonangebend. Scherrer, Lampert und Rexha vergaben jedoch aus guten Abschlusspositionen. Diese Druckphase wurde jedoch durch eine dumme Strafe in der Offensivzone unterbrochen, die Quittung folgte durch den Anschlusstreffer der Forwärts-Sterne (ein, Zitat: “Füttlagoal” – ein Schlenzer von der Blauen fand den Weg an Freund und Feind vorbei in die Churer Maschen). Kurz darauf schäpperte es erneut, der EHC hatte den Puck in der Mittelzone verdaddelt und die Gastgeber konnten konternd zum Ausgleich einschiessen. Dahin war sie, die schöne Zweitoreführung, und dies an sich völlig unnötig.
Der EHC Chur kehrte nach dem zweiten Pausentee entschlossen aufs Eis zurück, unser erste Sturm kam schnell zu einigen guten Chancen (vor allem Pozzorini mit seiner Grosschance in Spielminute 43). Alban Rexha gelang etwas später mittels enormer Energieleistung beinahe die Führung, in dem er die Abwehr der Waadtländer alleine aushebelte. Doch im Gegenzug fasste der EHC kurz nacheinander zwei Strafen, im 5 gegen 3 Überzahlspiel fackelte Morges nicht lange, Chur lag ein erstes Mal im Rückstand.
Noch während die zweite Strafe lief, wäre Alban Rexha beinahe ein weiterer Shorthander geglückt, doch der Treffer fiel nicht, noch nicht. Jordan Pfennich war es schliesslich vergönnt, den Ausgleich zu erzielen, indem er im Powerplay auf Vorarbeit von John und Horber den Puck in die Maschen stocherte. Bereits weit nach halb elf Uhr deutete sich somit langsam aber sicher eine Verlängerung an, ausgerechnet hier, am anderen Ende der Welt…
Zwei etwas unschöne Aktionen beendeten schliesslich die reguläre Spielzeit, nämlich ein nicht geahndeter Stockschlag ins Gesicht von Pfennich sowie ein fairer, jedoch unglücklicher Check von Pozzorini an Elliott Meyrat, dem Topscorer der Welschen.
Curdin Lampert wäre mit einem seiner typischen Rushes beinahe doch noch der Siegestreffer gelungen, doch es blieb beim 3:3.
Diese Verlängerungen bei 3 gegen 3 sind zwar geil, aber nichts für schwache Nerven. So war es auch in dieser Partie, es entwickelte sich ein offener Schlagabtausch. Auf Churer Seite kam Alessio Pozzorini dem Siegestreffer am nächsten, demgegenüber musste unser Schlussmann Roman Bearth einige Male in Extremis retten. Als die Churer dann auch noch eine Strafe wegen zu vieler Spieler fassten, brannte es teilweise lichterloh, Teufelskerl Bearth liess sich aber nicht bezwingen.
Als die Strafe gut 10 Sekunden vor Spielschluss auslief und Luca Infanger direkt von der Kühlbox alleine aufs Tor losziehen konnte, lag plötzlich ein Churer Sieg in Griffweite. Die Uhr tickte, noch 9, 8, 7 Sekunden… Infa zog vors Tor… 6, 5, 4…. Schuss… Doch Morges-Goalie Sauthier konnte zum Leidwesen aller Gäste die goldene Gelegenheit entschärfen.
So kam es zu einer weiteren Zugabe, dem fünften Akt in diesem Krimi, es ging ins Penaltyschiessen. Zur Verwunderung aller Churer Fans lief als erster Verteidiger Michael Schaub an. Geeee-mächhhh-lich tat er dies, jedoch erfolgreich! Hier auch gleich das Video dazu:
Ebenfalls souverän verwandelte Alban Rexha. Der Held des Shootouts war jedoch Roman Bearth, der sämtliche gegnerischen Versuche abwehren konnte und seiner Mannschaft den Zusatzpunkt bescherte!
Fazit: es wären durchaus auch drei Punkte dringelegen, jedoch – wie das Spiel gegen Schluss gelaufen ist – hätte es auch eine Nullnummer geben können – eine Partie auf Messers Schneide mit besserem Ende für uns. Daher freuen wir uns doch einfach über den Sieg, wie er zustande gekommen ist.
Die drei Besten Churer:
*** Roman Bearth (wichtige Paraden, Penaltykiller und off. best player)
** Alban Rexha (einfach grossartig)
* Jordan Pfennich (persönlicher Treffer, wird immer besser)
Bemerkungen: Chur ohne Schwab (Ass-Coach/rekonvaleszent), Arpagaus (Rippen), Engler (Ellenbogen) sowie Bucher und Sarkis (beide Abwesend), dafür wieder mit Maurin Tosio. Sebastien Roussette kommt dieser Tage wieder mit der Elite zu Einsätzen.
HIER geht es zum Spieltelegramm
Schlusswort: auf der Rückfahrt vom Genfersee nach Graubünden wurde jeder, der im Fancar sass, über Nacht zum Formel 1 Experten. Der Vortrag von M.S. aus C. war schlicht herausragend ;-)