EHC Chur vs. Hockey Huttwil 6:5 (1:0, 2:2, 3:3)
Zuschauer: 741
Was – für – ein – Spiel !!!
Das Spiel beginnt flott, hohes Tempo auf beiden Seiten. Trotzdem herrscht Stimmung wie in einer Kathedrale, noch (noch!) springt der Funke nicht vom Eis auf die Ränge. Mehr fürs Spiel machen eindeutig die Churer, und die forschen Angriffe werden in der achten Minute belohnt, als Luca Schommer das verdiente 1:0 erzielt. Auch danach hat Chur die besseren Chancen, jedoch kommt auch Huttwil regelmässig zu guten Chancen, welche aber allesamt durch Lele vereitelt werden. Unter anderem geht z.B. ein Huttwiler Stürmer ganz allein vor dem Tor vergessen und wird angespielt, bringt den Puck aber nicht an Lele vorbei. Auf der Gegenseite fängt Sablatnig einen Querpass eines Huttwiler Verteidigers ab, kann die Chance aber ebenso wenig verwerten. Das Spiel wiegt hin und her, und was im Laufe des Drittels immer mehr auffällt: Die Huttwiler scheinen auf der Hinfahrt wohl irgendwas im Tee gehabt zu haben, so dreckig wie die spielen. Überharte Aktionen, versteckte Fouls und Provokationen gegen Gegenspieler und Zuschauer scheinen heute ihr Mittel zu sein, die dringend benötigten 3 Punkte nach Hause mitnehmen zu können. Zumindest im ersten Drittel werden sie dafür nicht belohnt, mit einem zu knappen 1:0 für die Hausherren geht ein sehr intensives und interessantes Drittel zu Ende.
Das zweite Drittel startet mit derselben Intensität, wie sie das Publikum schon im ersten Drittel bestaunen durfte. Hohes Tempo, voller Einsatz, Kämpfen um jeden Puck, Chancen auf beiden Seiten. Das Spiel wiegt hin und her, mit klaren Vorteilen für unseren EHC, aber gefährlichen Nadelstichen der Huttwiler. In der 34. Minute scheint der Ausgleich Tatsache zu sein, doch Lele Sarkis verhindert mit einem Wahnsinns-Save den Treffer. Und noch besser, der direkte Konter wird blitzschnell eingeleitet und Cedric Sieber erhöht auf 2:0 für den EHC! Ein Assist für Lele Sarkis. Die Churer Fans drehen komplett am Rad. Chur drückt auch nach dem Ausbau der Führung aufs Tempo, läuft aber nach 36 Minuten in einen Konter, und der Schlenzer von Huttwils Captain Nägeli sitzt haargenau und unhaltbar im Kreuz. Da ist der Anschlusstreffer, welcher von den Huttwilern provokativ in Richtung Churer Zuschauer zelebriert wird. Kurz danach verteilt Andy John einem Gegenspieler einen blitzsauberen Check, der den Huttwiler zum Fliegen und das Publikum zu begeisterten Ovationen bringt. Der alte Mann (das schreibe ich mit höchstem Respekt!) erlebt momentan seinen zweiten Frühling und spielt die stärkste Saison seit Jahren!
In der 38. Minute stellt Simon Scherrer mit einem Backhander die Zweitoreführung wieder her. Die letzten zwei Minuten des Drittels kontrolliert Chur das Geschehen mehr oder weniger souverän und scheint das 3:1 in die Drittelspause zu bringen. Doch leider wird den Huttwilern durch ein Blackout 20 Sekunden vor Schluss der Anschlusstreffer auf dem Silbertablett offeriert, was sie sich nicht entgegnen lassen und tatsächlich noch auf 3:2 verkürzen. Wieder geht es mit einem Eintorevorsprung in die Pause. Sehr ärgerlich, da wäre mehr dringelegen.
Rein ins dritte Drittel. Und es geht wieder genau gleich los, kein abwarten oder abtasten, sondern volles Risiko von der ersten Sekunde an. Genau 10 Sekunden sind gespielt, als Lele die erste Grosschance des letzten Abschnitts vereiteln muss. Und Huttu-Goalie Gasser muss auf der Gegenseite ebenfalls nach noch nicht einmal 30 Sekunden sein ganzes Können aufbringen, um die Churer zu stoppen. Nach zweieinhalb Minuten ist es dann aber doch passiert, der Puck wird irgendwie reingestochert… leider hinter dem falschen Goalie, denn es ist Huttwil, das den 3:3 Ausgleich erzielt. Kurz darauf muss ein Huttwiler in die Kühlbox. Das Powerplay, sonst eigentlich Churs Sorgenkind, läuft sehr gut, ein Querpass landet bei Simon Scherrer, der das leere Tor vor sich hat, mit seinem Knaller jedoch leider nur die Latte trifft. Die Churer hadern jedoch nicht, powern sofort weiter und suchen sofort die nächste Chance. Ein Huttwiler weiss sich nur mit einem weiteren Foul zu helfen, und bevor die Strafe ausgesprochen werden kann, ist es Jan Monstein der seine Farben mit einem tollen Schuss wieder in Front bringt, 4:3. Und es geht direkt mit einem Powerplay weiter, wieder läuft der Puck super, so dass Brian Liechti nach einer tollen Kombination mit einem Hammer das 5:3 erzielt. Die Stimmung im Stadion ist mittlerweile natürlich weit von der anfänglichen Zurückhaltung entfernt, die über 700 Zuschauer sind begeistert.
In der 47. Minute muss Cedric Sieber auf die Strafbank, die Huttwiler schnüren die Formation immer enger, ein sensationeller Fanghand-Save von Sarkis vereitelt jedoch die grösste Chance. Kaum ist Sieber wieder auf dem Eis, muss mit Claude Schnetzer der nächste Churer raus. Und zu allem Pech schiesst Sieber nur 7 Sekunden später direkt nach dem Bully den Puck über die Bande und muss wieder raus. Fast zwei Minuten doppelte Unterzahl! Und natürlich nutzen die Huttwiler diese Chance, zur Mitte des dritten Drittels ist es wieder nur noch ein Tor Vorsprung für den EHC, 5:4.
Chur sucht nach dem Bully sofort wieder die Offensive, die Bemühungen erhalten aber nach nur 2 Minuten einen Dämpfer, wieder muss ein Churer auf die Strafbank, weil der Puck über die Bande fliegt. Huttwil drückt auf den Ausgleich, mehrfach begünstigt durch übersehene Offside-Situationen (der Linienrichter zieht heute einen ganz schwarzen Tag ein). Die Churer wehren sich heroisch, und was fehlt noch für einen perfekten Hockey-Abend? Genau, ein Shorthander! Cyrill Bischofberger ist es, der den Huttwilern entwischt und zum viel umjubelten 6:4 trifft. Noch 7 Minuten zu spielen. Jeder auf den Rängen weiss, dass es das noch nicht gewesen sein kann. Und natürlich behalten wir Recht, wir kennen doch unseren EHC… 55:22 sind gespielt, als der Schiri nach einer unübersichtlichen Situation zuerst das Zeichen für “kein Tor” macht, dann aber plötzlich doch auf den Puck hinter der Linie zeigt. Kurze Diskussionen, Treffer zählt, 6:5, noch viereinhalb Minuten.
Die Spannung ist kaum zu ertragen, auf den Tribünen werden Fingernägel gekaut, Haare gerauft, Hände vors Gesicht geschlagen, ungläubig die Köpfe geschüttelt oder einfach die Hockey-Götter angebetet (oder verflucht). Die Minuten und Sekunden zerrinnen, die Churer sind extrem aufsässig und stören den Spielaufbau der Huttwiler sehr früh, welche sich das Leben mit Ungenauigkeiten aber auch selber sehr schwer machen. Erst 13 Sekunden vor Schluss setzen sie sich im Churer Drittel fest, so dass ihr Goalie einem sechsten Feldspieler Platz machen kann. Die Zeit reicht aber nicht mehr, begeistert zählen die Churer Fans die letzten Sekunden runter… 5… 4… 3… 2… 1… AUS! Was – für – ein – Spiel !
Fazit: Dieses Team hat Charakter, Chapeau! Vollgas-Hockey, nie aufgeben, vollen Einsatz zeigen, von Rückschlägen nicht beirren lassen. Jungs, ihr macht uns Freude, vielen Dank für euren Einsatz für den roten Steinbock!
Die drei besten Churer:
Heute nicht! Das war eine sackstarke Teamleistung. Lele Sarkis in Topform, die Verteidigung schnörkellos und hart, die Stürmer schnell und eiskalt.
Bemerkungen: Wenn es im nächsten Heimspiel nicht wieder mindestens 700 Zuschauer hat, verstehe ich die Welt nicht mehr. Ging denn heute irgendjemand nicht begeistert aus dem Stadion?
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