Liesch: “Der B-Meistertitel 1999 ist die schönste Erinnerung!”

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In unserer neuen Rubrik Top 10 haben wir zuletzt unsere Goalies beleuchtet, Sieger der Kategorie war mit 272 Pflichtspieleinsätzen Thomas Liesch. Der Torhüterlegende – welche von 1989 bis 1999 (mit Unterbrüchen) das Churer Tor hütete – haben wir deshalb dem Anlass entsprechend einige Fragen stellen dürfen. Nachfolgend das Interview:

ehcfans: Hallo Thomas, wie geht es dir? Wo lebt und was macht der Rekord Torhüter des EHC Chur denn heute?
Thomas Liesch: Danke, es geht mir sehr gut. Ich lebe seit etwas mehr als 12 Jahren mitten in der Stadt Zürich. Nach meinem Rücktritt beim EHC Chur war ich einige Jahre mit Weiterbildungen beschäftigt und dann während rund 20 Jahren in der Finanzbranche tätig. In diesem Sommer habe ich mich der GCK/ZSC Lions Organisation angeschlossen und ich bin hier zusammen mit Edgar Salis für den gesamten Lions Nachwuchs verantwortlich.

ehcfans: Welche Aufgaben gehören dort zu deiner Tätigkeit?
Thomas Liesch: Zuerst möchte ich erwähnen, dass der gesamte Lions Nachwuchs gut 40 Mannschaften und rund 1’000 Mitglieder zählt. Das Beschäftigungsfeld der beiden Sportchefs ist allein aufgrund unserer Grösse sehr vielseitig und komplex. Edgar Salis, mit seiner riesigen Erfahrung als NL Spieler, NL Sportchef und Scout, und ich kümmern uns vor allem um die sportlichen Aspekte. Wir sind verantwortlich für Ausbildungskonzepte und Trainingsstrukturen der Junioren Organisation. Wir stellen sicher, dass wir motivierte und gut ausgebildete Nachwuchstrainer bei uns wissen und unterstützen sie in ihrer Arbeit mit den Spielern, im Austausch mit Eltern, Lehrmeistern und Schulen. Wir koordinieren den Wissenstransfer und Spieleraustausch zwischen den verschiedenen Lions Vereinen (GCK, Dübendorf und ZSC) und vieles mehr. Daneben darf ich mich im Speziellen meinem Lieblingsthema, der Ausbildung der Torhüter widmen. Mit gut 70 Nachwuchs Goalies gibt auch hier reichlich Arbeit.

ehcfans: Steht Thomas Liesch ab und zu auch selber noch auf dem Eis?
Thomas Liesch: Ich agierte in den letzten 2-3 Jahren als Torhüter Trainer auf der Erfassungsstufe der ZSC Lions, d.h. ich kümmerte mich um die jüngsten Jungs und Mädchen zwischen 7 und 10 Jahren. Ich hatte riesigen Spass an der Sache und ich konnte von den Kids auch viel lernen. Leider lässt meine neue Aufgabe es zeitlich nicht mehr zu selber auf dem Eis zu stehen und ein Training zu leiten. Aber ich besuche natürlich immer wieder Trainings und besonders die Meisterschaftsspiele der Elit Mannschaften als aufmerksamer Beobachter.

ehcfans: Was kommt dir als erstes in den Sinn beim Namen EHC Chur?
Thomas Liesch: «Kameradschaft» und viele wunderbare Erlebnisse. Nur eines zu nennen wäre schwierig.

ehcfans: Verfolgst du heute noch die Geschehnisse rund um den EHC Chur?
Thomas Liesch: Mein Neffe und Göttibuab Noah Baechler spielt bei den Steinböcken im Nachwuchs und daher bin ich immer mal wieder im Hallenstadion anzutreffen wenn ein Spiel von ihm schaue. Leider war dies, in dieser Saison nicht möglich. Die 1. Mannschaft verfolge ich leider nur noch am Rande. Aber ich freue mich natürlich immer wenn ich sehe, dass der «EHC» Spiele gewinnt oder weit vorne in der Tabelle zu finden ist.

ehcfans: Was ist deine schönste Erinnerung wenn du an die Zeit bei Schwarz Weiss Rot zurück denkst?
Thomas Liesch: Es ist schwierig eine bestimmte Erinnerung zu nennen. Auf persönlicher Ebene bin ich sehr dankbar dafür, dass ich während meiner Zeit beim EHC Chur viele tolle Persönlichkeiten kennenlernen durfte. Besonders in Erinnerung geblieben sind mir Roberto Lavoie selig und Harijs Vitolinsch. Zu beiden hatte ich auch nach meiner aktiven Karriere viele Jahre ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Sportlich gesehen ist es sicher der NLB Meistertitel von 1999.

ehcfans: Und auf welche nicht so schöne Erfahrung hättest du in Chur gerne verzichtet?
Thomas Liesch: Die verlorene Serie gegen den SC Langnau in den Aufstiegsspielen 1999.

ehcfans: Mit dem EHC Chur hast du den Elite Junioren Schweizer Meister Titel geholt, bist mit 17 Jahren in die NLA Aufgestiegen und hast in deiner letzten Saison den NLB Titel geholt? Was war dein persönlich grösster Erfolg?
Thomas Liesch: Ich erinnere mich gerne an den Meistertitel von 1999. Das war eine super ausgeglichene Serie mit zwei Top Teams, die auf hohem Niveau in vollen Stadien spielten.

ehcfans: Mit 26 Jahren hast du, als konstanter und über Jahre bester Torhüter der NLB, deinen Rücktritt vom Spitzensport gegeben. Was waren die Gründe?
Thomas Liesch: Es gab grundsätzlich zwei Faktoren, die zu meinem Entschluss geführt haben. Erstens hatte ich mit 26 Jahren bereits 9 Jahre NL Erfahrung auf meinem jungen «Buckel» und ich kam ins Alter wo ich mir überlegen musste wie ich meine Zukunft gestalten wollte. Damals waren die Gehälter im Eishockey deutlich tiefer und man konnte nichts auf die hohe Kante legen. Zweitens war die Konstellation: Vater Präsident, Sohn Torhüter, nicht immer einfach für die Beteiligten und ich wollte dem EHC und seiner Fangemeinde nach der verlorenen Serie gegen den SC Langnau den Weg frei machen für Neues.

ehcfans: Obwohl du der beste NLB Torhüter warst, hattest du vor allem im eigenen Hallenstadion immer mal wieder Kritiker, hast du heute dafür eine Erklärung?
Thomas Liesch: Ich teilte mir bereits als 16jähriger die Nr 1. Torhüter Position beim NLB Club mit dem routinierten Markus Peter, welcher oft wegen Verletzungen fehlte. Ich spielte danach einige Jahre in der NLA, NLB und im Ausland mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg. 1996 wurde mein Vater Präsident beim EHC Chur. Obwohl ich bereits viele Jahre in der Liga spielte und wie Du bereits erwähnst hast auch schon einige Erfolge als Nummer 1 vorweisen konnte, gab es immer wieder Stimmen im Umfeld, die dieser Konstellation kritisch gegenüber standen. Manche Menschen hören eben das «Gras wachsen» da kann man nichts daran ändern.

ehcfans: Wer war für dich in deiner aktiven Zeit beim EHC Chur die wichtigste Person im Umfeld des EHC und warum?
Thomas Liesch: Heini Schmid war für mich ein wichtiger Ratgeber und Sparringpartner, den ich sehr geschätzt habe. Er hatte hervorragende Menschenkenntnisse, feine Antennen für das Gegenüber und ein grosses Talent auf Menschen einzugehen. Ich durfte viel vom ihm lernen.

ehcfans: Hast du heute noch Kontakt zu ehemaligen Mitspielern des Stadtclubs?
Thomas Liesch: Nein, leider habe ich heute nur noch sporadisch und spontan Kontakt mit «alten» EHC Kameraden. Aber ich freue mich immer sehr wenn mir ein altbekanntes Gesicht über den Weg läuft. Man weiss noch immer die eine oder andere Geschichte auszutauschen.

ehcfans: Was bedeutet dir der EHC Chur?
Thomas Liesch: Beim EHC Chur bin ich gross geworden und die Menschen im Verein waren alle ein bisschen Familie für mich. Der Verein hat mir die Chance gegeben meinen Kindheitstraum zu verwirklichen und dafür bin ihm dankbar.

ehcfans: Deine beiden Söhne spielen ebenfalls Eishockey, wie erleichtert bist du das keiner der beiden Torhüter geworden ist :-)?
Thomas Liesch: Ich habe versucht Marwin und Laurin für verschiedene Dinge zu begeistern, sei dies musisch oder sportlich. Vor allem Marwin, der Ältere, wollte aber nicht anderes als Eishockey spielen und zwar auf dem Feld und nicht im Tor. Der Jüngere, Laurin, hat mitgezogen und heute spielen sie als Verteidigerpaar in der Alps Hockey League für ein Team in Linz, Österreich. Und um dein Frage zu beantworten, ich freue mich, dass sie Eishockey spielen und ja, ich bin froh, dass sie nicht im Tor stehen.

ehcfans: Kannst du uns zum Schluss noch dein persönliches Allstar Team (1 Block) des EHC Chur zusammenstellen?
Thomas Liesch: Das ist ein schwierige Frage, da es viele gute und talentierte Spieler in Chur gab. Roberto Lavoie und Harijs Vitolinsh waren zwar beide Center aber sie wären sicher dabei. Auf dem Flügel Theo Wittmann oder Claudio Micheli wenn ich einen Center weglassen muss und in der Verteidigung Dino Kessler und Phil von Stefenelli. Wenn Du mich fragen würdest, welche Spieler haben hart für den Erfolg des EHC Chur gearbeitet ohne dass sie im Scheinwerferlicht standen, würde ich Rene Schädler, Reto Salis, Rene Ackermann oder Marco Werder oder Ivo Stoffel aufzählen

ehcfans: Thomas, vielen herzlichen Dank für das Interview, Gratulation zum Rekordtorhüter des EHC Chur und alles Gute für die Zukunft!
Thomas Liesch: Vielen Dank, ich wünsche auch Dir und allen EHC Fans viel Geduld und eine robuste Gesundheit in diesen Zeiten und viel Spass und viele siegreiche Spiele mit den «Steinböcken».

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Nachfolgend noch ein interessanter Beitrag zu Thomas Liesch aus dem Time Out.

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Und der Artikel aus dem BT zu seinem Karriereende, HIER!

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