Bucher: “der Jubel für ein 1:9 war ein wenig übertrieben…”

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Vor nunmehr sieben Jahren, auf die Saison 2013/14 hin, kam Yannick Bucher zum EHC Chur. Der grossgewachsene Stürmer mauserte sich in dieser Zeit rasch zu einem Leistungsträger und Leader unserer Mannschaft. Wir nützen nun die Corona-Pause um uns ein wenig mit „Butch“ zu unterhalten.

ehcfans.ch: Hallo Yannick, wie geht es dir? Wie lebt es sich als MSL-Hockeyaner in der Corona-Zwangspause?
Yannick Bucher: Saletti, wa mosch ha.
Naja, irgendwie komisch. Da ich das Alter langsam merke, bin ich zwar froh um die Erholung, andererseits fehlen mir die normalen Eistrainings und die Spiele schon.

Umso bitterer für dich die unfreiwillige Pause, weil dein persönlicher Saisonstart gut war (7 Punkte in 8 Games) und du alle Spiele mitmachen konntest…
Ich konnte alle Spiele mitmachen, das stimmt. Aber wir waren vor der Pause (und sind es auch noch falls es wieder weitergeht) auf dem letzten Platz. Daher kann man wohl kaum von einem guten Saisonstart sprechen.

Du hattest in den letzten Jahren immer mal wieder mit Verletzungen zu kämpfen, scheinst das Ganze aber in den Griff bekommen zu haben!?
Die letzten drei Saison waren sehr schwer und mühsam für mich. Ich habe jeweils rund die Hälfte dieser Saisons verpasst. Namentlich hatte ich einen Fussbruch, Fingerbruch, ein gerissenes Band im Fuss und zuletzt waren dann noch die Adduktoren futsch. Mühsam ist dabei vor allem die Zeit, welche man alleine im Kraftraum oder in der Physio verbringt, während die Kollegen auf dem Eis sind. Auch das Zuschauen bei den Spielen wird irgendwann unerträglich, da man selbst das Spiel nicht direkt beeinflussen kann.
Was diese Saison betrifft, so musste ich mich zu Beginn vor allem mental wieder ein wenig finden. Die Angst vor einer erneuten Verletzung war schon da.

Aufgrund der Corona-Situation ist auch der Trainingsbetrieb stark eingeschränkt. Was machen du und deine Teamkameraden dieser Tage, um Fit und in Form zu bleiben?
Wir passen den Trainingsplan laufend an die Massnahmen und Vorgaben an. Bis letzte Woche konnten wir Eistrainings durchführen, in der Eishalle mit Maske, auf dem Aussenfeld ohne. Die Mannschaft war dabei in zwei Gruppen aufgeteilt.
Wir haben uns auch für Krafttrainings und seit kurzem zum Yoga getroffen. Diese beiden Sachen werden wir auch nach den neusten Beschlüssen weiterführen. Der Trainingsaufwand ist also grösstenteils gleichgeblieben, nur die Form hat sich verändert.

Was ist dein Eindruck, sehen wir diesen Winter überhaupt noch MSL-Eishockey?
Sehr schwierig zu sagen, ich hoffe schon!

Der sportliche Wert dieser Saison ist leider bereits verpfuscht. Was glaubst du wäre in der Spielzeit 20/21 mit dem EHC möglich gewesen?
Also ganz verpfuscht ist sie ja noch nicht. Falls es dann weitergeht, ist der sportliche Ehrgeiz sicherlich schnell wieder da. Dann spielt es auch keine Rolle, ob wir Playoffs, ein Finalturnier oder sonst ein verrücktes Konstrukt spielen.
Einiges! Ich glaube wir haben (vorausgesetzt, alle sind fit) eine sehr gute und ausgeglichene Mannschaft dieses Jahr. Umso mehr nervt es, dass wir bis hierhin noch nie in Vollbesetzung spielen konnten.

Blicken wir noch ein wenig zurück. Du hast als Rapperswil Junior deine ersten Saisons im Männerhockey in Weinfelden und Uzwil bestritten. Irgendwelche Erinnerungen an diese Zeiten und vielleicht auch an die damaligen Spiele gegen den EHC Chur?
Klar, gegen Arpi zu spielen vergisst kein gegnerischer Stürmer so schnell wieder! 😉 In einem Vorbereitungsspiel hat er mir einmal einen Crosscheck in die Zähne verpasst, einfach so… und vor Schwäbe hatte ich immer einen Mordsrespekt… heute weiss ich natürlich, dass er ein übergrosser Kuschelbär ist!

Du kamst dann zur Saison 2013/14 zum EHC. Wir erinnern uns an die Uzwiler Fraktion mit Simon Scherrer, Marc Elsener und dir, welche mehr oder weniger gemeinsam nach Chur kam. Was war damals ausschlaggebend für den Wechsel zu den „Corns“?
Scherri hat damals bereits während der Saison zu Chur gewechselt und hat mich dann überzeugt, auch zu kommen.

Und jetzt bist du bereits in der achten Saison mit dem EHC dabei, unterrichtest als Lehrer in der Giacometti. Der Wattwiler ist in Graubündens Metropole heimisch geworden! Bucher und Chur, das scheint zu passen?
Das ist so, mir gefällt es sehr gut hier! Als Toggenburger bin ich es mir ja gewohnt, wenn’s links und rechts den Berg (bzw. Hügel) hochgeht. Über das Wetter darf man sich auch nicht beschweren und die Leute hier haben mich ebenfalls gut aufgenommen.
Ins Giacometti haben mich übrigens Andi John und Alt-EHC-Captain und damals Schulleiter Jean-Pierre Weingart gebracht, wofür ich den beiden sehr dankbar bin.

Du hast in dieser Zeit vieles mit dem Club erlebt. Kannst du daraus ein Highlight herauspicken und was war vielleicht eine Sache, die du am besten wieder vergessen möchtest?
Vergessen würde ich gerne den Anfang hier, als ich nur sehr selten zum Einsatz kam und die Verletzungssorgen der letzten drei Saisons.
Nur ein Highlight zu wählen ist schwierig, waren doch sehr viele schöne Momente dabei. Der Vorstoss in den Playoff-Final, vor allem die Serie gegen Dübi im Halbfinal, ist sicherlich eines der grössten Highlights.

Und ein Blick in die Zukunft, werden wir Yannick Bucher hoffentlich auch in den kommenden Jahren weiterhin im schwarz-weiss-roten Tenue des EHC sehen?
Wenn’s der Körper zulässt, ja.

So, jetzt nachdem wir ganz sachlich und journalistisch korrekt den ersten Abschnitt bewältigt haben, kommen wir zu ein paar Freestyle-Fragen 😉

In einer unserer Vorschauen wurdest du mal als Julien Sprunger des armen Mannes betitelt. Siehst du da auch Paralellen? 😉
Körpergrösse ja, Haarschnitt früher auch, Verletzungssorgen sind ebenfalls ähnlich… von dem her passt das gut. Seinen Schuss hätte ich gerne!

In einer Kolumne wurdest du hier auf der Page als schnellster Läufer des Teams betitelt? Warst du im jungen Alter tatsächlich mal so schnell, waren deine damaligen Mitspieler lahme Enten oder hatten / haben wir schlicht keine Ahnung?
Ich dachte immer, das sei ironisch gemeint! Das war wohl vor den vielen Verletzungen…

Erinnerst du dich noch an den 19. November 2016?
Müsste das ein Derby in Arosa sein…

Es war die „Yannick Bucher Show“ in Arosa, du hast unseren Kantonsrivalen mit 4 Treffern beim 3:5 quasi im Alleingang abgeschossen. Dein bestes Spiel Ever? Und hast du daran noch irgendwelche Erinnerungen?
…voila! Mein torreichstes Spiel, das sicher.
Ich kann noch so ziemlich alles im Detail beschreiben, wie genau wollt ihr’s?
Wir sind mit dem Zug hoch, dabei wurde in unserem Wagen die GV des Schwingclubs Cadonau durchgeführt und Lele wurde als Stimmenzähler eingesetzt. In Arosa sind wir dann in ein Café gegangen und Duro und ich haben einen Arosa-Hustee getrunken (der kommt dann bei der nächsten Frage wieder zum Zug). Das Two-Touch zum Einlaufen war eine Katastrophe.

Bericht aus der SO, zum vergrössern Klick auf das Bild
Ich kann mich an die Entstehung aller Tore erinnern und an die Zugfahrt zurück mit den Fans. Durch den Sieg war die Zugfahrt ziemlich lustig…
Das Bild vom ersten Tor, welches ab und zu bei euch auf der Homepage zu sehen ist, finde ich übrigens besonders gut: * Cädi war damals im Tor von Arosa und sein Anschiss ist auf diesem Bild so schön zu sehen. Die Jubelpose von Siebi bringt mich auch jedes Mal zum Schmunzeln.

* Und wie wir nunmal sind, konnten wir es uns nicht verkneifen, den Leidtragenden dieses Abends – Arosas damaligen Goalie Dario Caduff – auf dieses Spiel anzusprechen. Et voila:

Dario Caduff: «Als Goalie ist es gut, wenn man Spiele abschliessen kann, ob gute oder schlechte, um sich nachher auf das nächste vorzubereiten. Aber so ein Derby wie das vom November 2016 vergisst man nicht so schnell. Es gibt nicht viele Partien, wo dir ein Gegenspieler gleich vier Dinger reinhaut, und irgendwo schmerzt das natürlich noch immer ein Bisschen. Aber jetzt bin ich froh, kann ich mit ihm spielen, und nicht mehr gegen ihn.

Butch machte damals wohl das Spiel seines Lebens, ich mag mich schon nur an die ersten Spielminuten erinnern, als Sibi (Lukas Sieber) und Butch mit 120km/h 2 zu 0 alleine auf mich zugestürmt kamen, und ich dachte mir nur, da bist du im falschen Film. Den ganzen Abend ging es dann im selben Stil weiter.
Und da war ja noch was mit den Leibchen, böse Zungen behaupten, dass unsere damalige Leistung damals mit den seltsamen Leibchen mit dem Napa drauf zusammenhing… 😉”

ehcfans.ch: Butch, ich sehe gerade, du hast nur gerade eine Woche später in Frauenfeld einen weiteren Hattrick erzielt (3:4 n.V. Sieg, wobei einer der drei Treffer eigentlich Dario Gruber zugestanden hätte, dies nur nebenbei), Butch in Hochform. Mit 41 Skorerpunkten war die 16/17er auch punktemässig deine beste Saison. Was war damals besonders gut?
Yannick Bucher: Auf der Fahrt nach Frauenfeld kam Duro mit seiner angefangenen Flasche Hustee vom Arosa-Spiel zu mir und gab sie mir, weil das in Arosa ja Glück brachte. Als äusserst ritualtreuer Mensch, habe ich sie natürlich getrunken und prompt lief es auch in diesem Spiel nicht schlecht.
Die Woche hat noch eine Geschichte mehr: Durch den Hattrick im Arosa-Spiel musste ich eine Kiste Bier mitbringen. Am Montag im Training habe ich das dann gemacht, bin aber mit all meiner Tollpatschigkeit beim Verteilen der Biere an unserem Kasten in der Mitte der Garderobe hängengeblieben und habe mir den kleinen Zeh gebrochen.

Um die eigentliche Frage zu beantworten: Ich glaube, da sind verschiedene Sachen dafür verantwortlich: Nach 3 Jahren beim EHC habe ich mich langsam wohl gefühlt und Habis hat mich sehr oft und auch im Powerplay eingesetzt.
Den grössten Anteil daran hat sicherlich die St.Galler-Linie mit Siebi und Mäni. Die Linie funktionierte relativ gut würde ich mal sagen.

Den sprichwörtlichen Vogel hast du allerdings beim Cupspiel gegen den ZSC am 30. September 2015 abgeschossen, indem du das (damals noch) Hallenstadion mit deinem Treffer in die Extase getrieben hast. Was kommt dir dabei in den Sinn, wenn du an diesen Treffer zurückdenkst?
Ganz ehrlich, im Nachhinein ist der Jubel für ein 1:9 ein wenig übertrieben. Aber eben, rund 5000 Zuschauer so explodieren zu sehen war einfach riesig!
Der ganze Hype vor dem Spiel ist mir auch noch präsent, das war sicher einzigartig. Duros Cupstudio kann ich heute noch anschauen und es “vertätscht” mich fast vor Lachen. Vor allem wenn Grübe Eric Hassli ins Spiel bringt… so en Saich!

Anmerkung Redaktion: wer nicht dabei war, wird und kann es nicht verstehen. Aber hört euch doch einfach mal den „Pop“ bei dem Tor an / den Lautstärkepegel (ca. Min 1.40). Unfassbar.

Du darfst aus den Mitspielern deiner bisherigen Karriere einen persönlichen All Star Block zusammenstellen (Namen und Begründung), du darfst dich als Flügel oder Center aufstellen, da du bei uns Beides gespielt hast….
Ich beschränke mich hier mal auf die Zeit beim EHC…

Torhüter
Natürlich würde ich hier Lele einsetzen, als einer von zwei Spielern, welche während meiner Zeit beim EHC immer dabei waren.

Verteidiger (links)
Schwäbe – Ab und zu haben unsere Spielzüge sogar funktioniert 😉

Verteidiger (rechts)
Landzgi – Klar, der LanzGOAT. Auch auf der Tanzfläche eine Macht!

Stürmer (links)
Scherri – Bedarf keiner Begründung, oder? 😉

Center
Pepe Bigliel, Begründung siehe Frage [unten]. Einfach ein ganz feiner Kerl!

Stürmer (rechts)
Horbi, Gruabi und “Georges Bregy” Elsener – Als Garderobenband FunLine (auch als “1d” bekannt), rockten wir vor allem auf der Auswechselbank. Herbert fand’s weniger lustig…

Behauptung von mir, das Sturmtrio Scherrer, Bigliel, Bucher wäre rein (aber vielleicht nicht nur) sportlich gesehen das non-plus-ultra in dieser obigen Aufzählung, sogar externe Experten sprachen damals von einem ungewöhnlich guten Verständnis und System in eurer Reihe. Ihr drei wart rund um die Helden von Dübendorf damals zusammen tatsächlich Extraklasse! Übertreibe ich?
Extraklasse weiss ich nicht, aber wir hatten extremen Spass daran zusammenzuspielen. Das “System” hat übrigens nur so gut funktioniert, weil Pepe (und zuvor Horbi) jeweils so gut abgesichert hat. So konnten Scherri und ich unbehelligt im Zeugs rumkurven.

Bei welchem Torhüter (Teamkamerad oder Gegner) wurde/wird dir bereits vor dem Duell etwas flau im Magen, quasi, der hält mir eh alles? 😉
Flau wurde mir bei den Duellen zwar nicht, aber wenn’s um Torhüter geht, darf Tobias “Das Garderobenlexikon” Werner nicht unerwähnt bleiben! Er hexte vor allem bei Fragen zur Weltgeschichte!

Zum Schluss wie immer noch einige Stichworte, was fällt dir spontan hierzu ein:

EHC Chur
Der EHC Hollywood der Schweiz

Chur
Tönt im St. Gallerdialekt lustig

Der schönste Ort in Chur
Die ganze Altstadt

Die Fans des EHC Chur
Verrückt

ehcfans.ch
Sagt endlich mal, wer das Phantom ist! Sicher Arpi… es muss Arpi sein!

Deine Nummer 50….
War ursprünglich nur eine Ausweichnummer, bis Landzgi die 9 abgibt. Jetzt spielt der immer noch…

Willst du am Schluss noch etwas loswerden?
Wer Fehler findet, darf sie behalten.

Butch, besten Dank für dieses Interview!

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