ehcfans.ch: Schwierige Monate liegen hinter dem EHC Chur. Die Meisterschaft abgebrochen, die Trainings nur noch in Kleingruppen möglich. Wie blickst Du auf diese Zeit zurück?
Roger Lüdi: Eine sehr spezielle Zeit, welche sich nun hoffentlich dem Ende neigt und sich nicht wiederholt. Es wurde uns aufgezeigt, dass es Faktoren gibt, welche wir nicht beeinflussen können und lernten kennen, was die wirklich wichtigen Dinge sind. Vielleicht hilft uns das in Zukunft gewisse Sachen etwas weniger eng zu sehen und mehr zu schätzen, was wir haben.
Für den einen oder anderen Spieler haben sich während der Pause neue (beruflich und private) Perspektiven eröffnet. War der Umbruch grösser als erwartet?
Allen im und um den Verein; Spieler, Staff, Eltern, Helfer, Fans, Sponsoren etc. welche den EHC mit viel Herzblut unterstützen, wurde das Eishockey in Chur „weggenommen“ und es gab viel Zeit sich Gedanken zu machen. Dazu kommt, dass in unserer Liga das Haupteinkommen nicht mit Eishockey erzielt wird und somit der Job immer Vorrang hat. So haben wir aufgrund privater und beruflicher Veränderungen mehr Spieler verloren als wir dies erhofft und erwartet hatten. Das Positive – es eröffnet wieder anderen Spielern die Chance, Anspruch auf die freigewordenen Positionen zu erheben.
In der neuen Mannschaft steckt sehr viel EHC DNA. Viele Namen kennt man im Thomas-Domenig-Stadion seit Jahren. Wie «findet» man einen Liesch mitten in Österreich?
Entspricht dem Vereinsziel – möglichst viele eigene Spieler im Fanionteam zu haben. So soll man sich noch besser mit EHC-Familie identifizieren können. Die Eishockeywelt ist klein und die Kommunikationswege kurz. So kann auch mal ein Spieler aus Linz in die Bündner Hauptstadt wechseln ;-).
Generell hat man das Gefühl das die Teams in der MySports League immer jünger werden. Wie beobachtest Du den Markt?
Ist sicher die Entwicklung und auch das Ziel dieser Liga. Es soll jungen talentierten Spielern die Möglichkeit geboten werden, sich für den nächsten Schritt vorzubereiten. Diesen Weg haben wir vor 3 Jahren eingeschlagen und werden wir auch in Zukunft weitergehen. Trotzdem braucht ein erfolgreiches Gefüge auch die gestandenen Spieler, die bereit sind diesen Aufwand zu betreiben und als Vorbild voranzugehen.
(Sportchef Roger Lüdi im Gespräch mit Ex-Stadtrat Tom Leibundgut)
Sowohl in der Kaderbreite, wie auch in der Spitze dürfte sich der ein oder andere Fan noch Zuwachs fürs Fanionteam wünschen. Wird der EHC Chur auf dem Spieler-Markt nochmals aktiv?
Die Transferaktivitäten sind noch nicht ganz abgeschlossen. Dennoch sind wir überzeugt mit dem vorhandenen Kader über sehr viel Potenzial zu verfügen und erfolgreich sein können. Der Weg ist aber mit harter Arbeit verbunden, welche die Jungs seit Anfang April fast täglich verrichten.
Der EHC gilt schon lange nicht mehr als Lohntreiber der Liga. Dennoch scheint der Standort Chur für die Spieler attraktiv zu sein. Was sind die Argumente des Sportchefs bei den Vertragsverhandlungen?
Der EHC ist ein Traditionsverein, welchen man auch über die Stadtgrenzen kennt. Wir haben das Privileg, Heimspiele vor wunderbarer Kulisse absolvieren zu dürfen und arbeiten professionell und zielstrebig mit jungen Spielern, diese Kombination ist nicht ganz uninteressant. Ebenso hat bei vielen jungen Spielern ein Umdenken stattgefunden und die persönliche, sportliche Entwicklung wird vor die Entschädigung gestellt.
In Chur wird hart gearbeitet und die Vergangenheit hat gezeigt, dass man von Chur aus den Schritt in eine höhere Liga schaffen kann. Die neue Infrastruktur mit der Trainingshalle wird in Zukunft ein weiterer Trumpf sein.
Wagen wir einen kleinen Ausblick. Wohin soll die Reise in der Saison 2021/2022 gehen?
Die Reise soll in eine einschränkungsfreie, erfolgreiche Hockeysaison mit Heimspielen vor einer möglichst grossen Kulisse führen. Die Eishockeyfamilie soll nach der letzten Saison noch enger zusammenrücken und einfach den schönsten Sport der Welt geniessen können. HOPP KHUR
