Mittwoch, zwei Stunden vor Anpfiff des mit Spannung erwarteten Bündner Derbys ereilte die Churer Fangemeinde folgende Schlagzeile: „EHC Chur stellt Antrag für die Swiss League“. Patsch die Lerche, und das nach fünf Jahren Strichkampf in der MySports League. Dies – in Kombination mit dem obligaten Derbysieg – liess uns vorgestern erstmal glücklich und zufrieden einschlafen. Einen Tag später, noch immer freudetrunken aber wieder mit klarem Kopf, wollten wir es genauer wissen und haben beim Präsidenten Christian Aliesch nachgefragt.
ehcfans.ch: Der Vorstand unseres EHC Chur hat gestern – quasi auf den letzten Drücker – seine Ambitionen auf eine Promotion in die Swiss League angemeldet. Bei deinem Amtsantritt vor bald zwei Jahren, hast du eine Rückkehr in den Profisport noch als eher unwahrscheinlich betrachtet. Wie kam es zu diesem Meinungsumschwung?
Christian Aliesch: Neue Ausgangslagen zwingen einem, bisherige Standpunkte neu zu überdenken. Das gilt in allen Lebensbereichen, natürlich auch im Sport. Die Neuausrichtung der Swiss League und die unsichere Zukunft der MySports League haben dazu geführt, dass wir diese Frage neu gestellt und beantwortet haben.
Ist es nicht etwas gar vermessen, als Mitläufer in der MySports League öffentlich von der Swiss League zu träumen?
Absolut nein. Wir haben schon zu Beginn des Jahres die Qualifikation für die Playoffs als Ziel definiert und dann ist alles möglich. Und mit der Verpflichtung der Gebrüder von Arx haben wir diese Ausgangslage sicher noch verbessert. Also eher eine realistische Beurteilung als eine Träumerei.
Was für eine Rolle spielt dabei die Tatsache, dass auch der Kantonsrivale aus Arosa mit einem Auf-stieg in die Swiss League liebäugelt?
Gar keine Rolle. Wir schauen für uns.
In der Medienmitteilung stand, der Verein hätte noch verschiedene Hausaufgaben zu erledigen. Welche sind das im Wesentlichen, und ist der EHC Chur überhaupt in der Lage, diese zeitnah zu erledigen? Oder hat man einfach mal einen Antrag gestellt nach dem Motto „nützt‘s nüt, so schad’s nüt“?
Es gibt grosse Aufgaben im Bereich der Vereinsorganisation, im Bereich der Wirtschaftlichkeit (v.a. Finanzen) und im Sportbereich. Wir wollen uns dieser grossen Herausforderung stellen und versuchen, die erforderlichen Aufgaben zu erfüllen. Wir glauben an die Realisierung des Projekts, wenn uns alle, die dem EHC Chur wohlgesinnt sind, unterstützen. Und gelingt dies jetzt nicht, soll es als kurzfristige Zielsetzung definiert sein.
Für die Swiss League müsste ja das Budget mindesten verdoppelt werden. Wie sollen die zusätzlichen rund 1.5 Mio Franken generiert werden?
Das wird eine ganz grosse Herausforderung sein, diese zusätzlichen Mittel nachhaltig zu beschaffen. Das braucht es sicher verschiedene Aktivitäten. Und vergessen wir nicht: Das ist eine Aufgabe, zu dessen Erfüllung der gesamte Verein mit allen Mitgliedern, Sponsoren, Partnern, Freunden und auch den Fans angesprochen ist.
Der Geschäftsführer des EHC Arosa hat in einem Beitrag des RTR klar zum Ausdruck gebracht, dass Arosa eine starke Zusammenarbeit mit dem HCD anstrebt. Soll auch der EHC Chur ein Ableger eines NL-Clubs werden?
Wir wollen nicht Ableger eines Vereins werden. Wir wollen selbständig bleiben und sind für Kooperationen bereit, die für alle einen Mehrwert schaffen. Wir würden sicher kein Farmteam werden, welches “Befehle” auszuführen hat.
Man spricht davon, dass aufstiegswillige Clubs auch in Bezug auf die Nachwuchsarbeit zwingend hohe Anforderungen erfüllen müssen. Ist der EHC im Nachwuchsbereich genügend gut aufgestellt und wohin soll da die Reise gehen?
Wir verfügen über eine der grössten Nachwuchsorganisationen der Ostschweiz. Das ist schon eine gute Ausgangslage und zeigt unser Potential, auch im Vergleich mit anderen Clubs. Aber auch im Nachwuchsbereich ist noch Verbesserungspotential vorhanden. Das zu nutzen, ist eine wichtige Aufgabe. Hoffentlich können wir auch von der neuen Eishalle einen Mehrwert erwarten. Aber auch das ist nicht selbstverständlich aber immerhin eine Chance.
Ein Sprichwort besagt, frage nicht was man für dich tun kann, sondern was du für die Anderen tun kannst. Darum unser letzte Frage: Was können wir Zuschauer und Fans tun, um unseren EHC bei diesem Husarenstück zu unterstützen?
Die Fans haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie den EHC wirkungsvoll unterstützen können. Ich zweifle nicht daran, dass sie auch jetzt bereit sind, uns zu helfen, wenn wir auf sie zukommen und um Unterstützung ersuchen. Wie das konkret aussehen könnte, ist noch zu definieren und zu besprechen. Auf alle Fälle im Voraus herzlichen Dank, wenn Ihr bereit seid, nach dem in der Frage zitieren Sprichwort zu handeln.
Vielen Dank für die Ausführungen!