Unsere Gegner, Kapitel 5: Der EHC Litzirüti-Süd

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Unsere Gegner, Kapitel 5: Der EHC Litzirüti-Süd

Ort: Arosa
Eishalle: Adrian Fetscherin Memorial Dome
Heimspiele gegen Arosa:
– Mittwoch, 13. Dezember 2023, 20:00 Uhr
– Samstag, 13. Januar 2024, 18:30 Uhr
Auswärtsspiele in Arosa:
– Mittwoch, 4. Oktober 2023, 20:00 Uhr
– Samstag, 27. Januar 2024, 20:00 Uhr

So liebe Kinder, setzt euch mal hin, jetzt gibt’s eine Geschichte zu hören: Es war einmal… ein kleiner, sympathischer Eishockey-Verein aus einem abgelegenen Berg-Dörfchen, wo die Uhren stehen blieben, die Welt noch heil war und sich keinerlei Sorgen durch die Nebeldecke hinaufwagten. Durch 365 Kurven von der Zivilisation getrennt gelangte nichts negatives in diese märchenhafte Welt aus puderzuckerbedeckten Gipfeln und strahlender Sonne. Und der in diesem Dörfchen spielende Eishockey-Club wagte es Ende der 70er/Anfangs der 80er Jahre tatsächlich, sich den grossen, unsympathischen Grossclubs aus dem Bernbiet (Bern, Biel, Langnau), der Flughafenstadt (Kloten) oder sogar dem Ausland (Daffos) entgegenzustellen und sich den Titel des Schweizer Meisters zu erkämpfen. Die ganze Eishockey-Schweiz jubelte und freute sich mit den Mannen aus dem hintersten Schanfigg.

Tempi passati, 40 Jahre später ist leider nicht mehr viel von der Eishockey-Romantik übrig. Im Kader spielen keine Einheimischen wie die Lindemanns, Mattli, Dekumbis, Waidacher oder Staub mehr, der Vereinshäuptling spricht in breitestem Züri-Slang, die Fankurve hat ein Durchschnittsalter von 74, das Publikum besteht vorwiegend aus Touristen und Hauptattraktion des Dorfes sind mittlerweile ein paar Bären.

Nach der Saison 85/86 erfolgte der freiwillige Rückzug aus der NLA in die oberste Amateur-Liga, aus der sie in den folgenden Jahren dann noch drei Mal in die 2. Liga abstiegen. Seit der Saison 05/06 fixer 1. Ligist, erfolgte auf die Saison 19/20 dann der Aufstieg in die MSL. Ein Aufstieg in die NLB – ups sorry, Swiss League – wird weiterhin angestrebt, weiss der Geier – resp. der Adi, im Prinzip dasselbe – wie sich das da oben rechnen und finanzieren lassen soll.

Für den EHC Chur ist der EHC Arosa Fluch und Segen zugleich. Einige Fans gönnen ihm nicht das schwarze unter den Fingernägeln (ja Khuri, ich schau’ zu Dir!), während besonnenere Zeitgenossen durchaus positives aus dieser Rivalität ziehen können. Dass wir uns gegenseitig z.B. die Halle und die Kasse füllen. Dass die Churer Fankurve in Arosa laut und eindrücklich und zügellos ist. Dass die Fahrt im Extra-Zug Kult ist und gerne zwei, drei Stunden länger dauern dürfte. Und dass Derby-Siege halt einfach die Höhepunkte des Fanlebens sind.

Weniger lustig sind dann natürlich die Derby-Niederlagen, Adis Jubelstürme auf dem Eis und im Internet, seine Abwerbeversuche jedes Churer Spielers, welcher geradeaus laufen kann und natürlich die Arosa-“Fans”, welche nur einmal pro Jahr einen Fuss ins Stadion setzen, dafür natürlich das Spiel gegen die bösen Hauptstädter aussuchen, vor dem Spiel noch schnell einen Arosa-Schal kaufen und dann meinen, provozieren zu müssen. Natürlich in einem Dialekt, welcher sich nach Kieselsteinen im Hals anhört.

Mittlerweile spielen wir seit einigen Jahren in derselben Liga wie Arosa, mit einigen wenigen Saisons Unterbruch. Höhepunkte gab es aus Churer Sicht viele, gefühlt stehen wir in den direkten Duellen deutlich besser da, ohne dass ich jetzt Zeit und Lust habe, dies mit Fakten zu belegen. Und welches Spiel hat sich jedem Khurer Fan besonders ins Hirn gebrannt? Wer hat denn nicht sofort ein fieses Grinsen im Gesicht, wenn er an den 16. Januar 2016 denkt? Sehet und geniesset: https://www.youtube.com/watch?v=Iflvql9eh_A. Ach war das geil, ich krieg’ immer noch Hühnerhaut, wenn ich an diesen Abend zurückdenke. Vom 0:5 zum 6:5. Was für Emotionen! Was für Ekstase! Was für Kopfschmerzen am nächsten Tag…

Ich weiss von Khurer Fans, welche konsequent keinen Franken in Arosa ausgeben, damit Adi den bloss nicht irgendwie für sich nutzt oder in seinen Club investiert. Speziell für die, welche darum nie nach Arosa mitkommen, gibt es jetzt ein paar seriöse Infos, wie es da oben so abläuft:

Der Adrian Fetscherin Memorial Dome bietet aktuell Platz für 2200 Zuschauer und ist IMMER ausverkauft. Unter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass gerne auch mal über 10’000 Touristen im Stadion sind, wenn attraktive Gegner wie Bülach oder Düdingen zu Gast sind. Der Strichli-Macher beim Eingang hat danach jeweils eine Woche Ferien weil ihm sein Handgelenk so weh tut.

Kultig (hier Synonym für “hoffnungslos veraltet”) sind die Einlass-Tickets. Oldschool as fuck!


Direkt hinter dem Eingang erwartet euch dann jeweils Adi, begrüsst euch persönlich und weist dezent auf den neben ihm stehenden mobilen Fanshop hin, welchen er gerne auch mal selber bedient. Wenn ihr der ungeliebten Schwiegermutter also ein Fähnchen, einen Schal oder Bärendreck (hihi) mitbringen wollt: Adi hat alles im Angebot.

Der Gäste-Sektor hinter dem Tor wird nicht nur durch ein Netz vom Spielfeld getrennt, sondern auch durch einen Vorhang aus Fett, Dampf, Rauch und den Seelen der Tiere, welche direkt unter der Tribüne dem heiligen Adi geopfert werden. Zusammen mit den neben dem Grill platzierten WCs hat man das ganze Spiel einen köstlichen Geruch in der Nase. Njam Njam.

Einen Speaker hat es in Arosa natürlich auch, nur versteht man aber kein Wort, die Soundanlage ist wohl noch älter als das Publikum. Aber ich gehe davon aus, dass man den auch gar nicht wirklich verstehen will…

Letzte Saison gab es je einen Heim- und einen Auswärtssieg. Arosa gewann die ersten beiden Duelle, Chur revanchierte sich dann mit zwei Siegen im neuen Jahr, darunter der 6:1 Kantersieg im TDS:

In Arosa waren am 5.10.22 nur 5935 Zuschauer im Stadion (war halt noch Vor-Tourismus-Saison), in Chur im Dezember 2022 deren 2053 und im Januar 2023 die maximalen 3000, in Arosa im Februar 2023 immerhin 8996. Die 9000 knacken wir diese Saison, musst halt noch ein bisschen mehr Werbung machen, Adi! Oder die Bären noch reinlassen.

Die Qualifikation schlossen wir direkt vor den Arosern auf Rang 2 ab, ihre Saison dauerte dann aber trotzdem länger als unsere, durch den Viertelfinal-Sieg gegen Seewen qualifizierten sie sich für den Halbfinal, in welchem sie sich dem späteren Aufsteiger Martigny zwei Mal knapp und einmal klar mit total 0:3 Siegen geschlagen geben mussten.

Wieso man es sich als Eishockeyspieler antut, in Arosa seinem (gut bezahlten, auch wenn Adi etwas anderes behauptet) Hobby nachzugehen, werden wir wohl nie verstehen. So viel Aufwand, so viele Kurven, so viel verlorene Lebenszeit. Und die anderen Klubs zahlen doch so viel mehr, z.B. die verdammten Preistreiber und Millionäre in Chur! Und trotzdem hat Arosa Jahr für Jahr ein gutes Kader, auch dieses Jahr wird mit Sicherheit wieder mit Ihnen zu rechnen sein. Die Luft ist halt schon verdammt gut da oben.

ehcfans.ch tippt den EHC Arosa nach der Qualifikation auf Rang 4


ehcfans.ch-Prognose Saison 23/24:

4. EHC Arosa
6. EHC Seewen
8. EHC Frauenfeld
9. EHC Bülach
10. HC Franches Montagnes

 

 

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