Unsere Gegner, Kapitel 10: EHC Thun

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Unsere Gegner, Kapitel 10: EHC Thun

Ort: Thun BE
Eishalle: KEB Grabengut
Heimspiel gegen Thun:
– Samstag, 25. November 2023, 18:30 Uhr
Auswärtsspiel in Thun:
– Samstag, 7. Oktober 2023, 20:00 Uhr

In Unkenntnis, worum es sich bei dem komischen Kerl im Logo der Thunesier handelt, hatte ich ihn in der 2017er-Kolumne einfach “Arno” getauft. Gebildet und aufmerksam, wie unsere Leser nun mal sind, wurde mir dann bald zugetragen, dass dies der “Fulehung” ist. Eine Narrenfigur, welche beim jährlichen Thuner Schützenfest “Ausschiesset” eine zentrale Rolle spielt. Leset und staunet:

Die Figur geht auf die Beteiligung der Thuner an der Schlacht bei Murten zurück. Es gelang ihnen damals, den Hofnarren Karls des Kühnen solange durch die Gassen Thuns zu jagen, bis er zusammenbrach und sie sich für die Verspottungen rächen konnten.

Heutzutage startet das “Ausschiesset”, welches jährlich vom vierten Sonntag im September bis zum Dienstag dauert, mit einem Kanonenschuss am Sonntag morgen und dem darauffolgenden Umzug des gesamten Thuner Kadettenkorps. Am Montagmorgen um fünf Uhr früh tritt der Fulehung auf dem Rathausplatz von Thun auf und treibt Kinder und Erwachsene auf dem Rathausplatz umher. Der darauffolgende Morgenstreich weckt die Bewohner Thuns mit der Kadettenmusik und dem Fulehung an der Spitze, welcher die Leute vertreibt, die den Kadetten den Weg versperren. Die Tambouren kommen aus ganz Thun, traditionellerweise marschieren sie bereits um 4 Uhr aus den Wohnquartieren in die Innenstadt. Den ganzen Montag bleibt der Fulehung in der Stadt in Aktion und wird von den Massen durch die Strassen und Gassen Thuns gejagt. Dabei wird ihm “Fulehung, Fulehung” nachgerufen (ganz klarer Fall von Mobbing!). Er ist mit Schweineblasen und einem Schlagstock bewaffnet und verteilt an die frechsten Verfolger auch mal zünftige Schläge, hat aber auch eine gute Seite: Kleinen Kindern schenkt er Gratisfahrkarten fürs Karussell. Um sich vom vielen Laufen zu erholen, zieht er sich regelmässig in Häuser der Altstadt zurück, wo er aus einem Fenster anschliessend Süssigkeiten ins Volk wirft. Der Fulehung braucht eine gute Kondition und ausgezeichnete Kenntnisse der Innenstadt mit all’ ihren Hintergässchen und Schleichwegen.


Find’ ich ziemlich cool, ich bin Fan von solchen Traditionen. Wir könnten zum Abschluss unserer Maiensässfahrt eigentlich auch noch unseren Stapi durch die Gassen jagen. Als zusätzliche Motivation darf er dann sogar sein hässliches Daffos-Leibchen anziehen…

Am Dienstag morgen findet jeweils noch das Gesslerschiessen statt. Gessler, kennt ihr noch, oder? Schweizer Geschichte, Leute!!! Da wird aus 30 Metern mit alten Armbrüsten auf ein Bild von Gessler geschossen. Ziel ist es, eine münzgrosse weisse Medaille um seinen Hals zu treffen. Jeder Thuner Kadett (mir liegt ein Auto-Witz auf der Zunge, aber ich lass’ es) hat einen Schuss. Der Gewinner kriegt das Bild geschenkt und wird somit zu einer Thuner Legende.

Und damit sind wir leider schon am Ende der heutigen Geschichtsstunde. Das war interessant und unterhaltend, gell? Schade dass es jetzt mit langweiligen Fakten weitergeht:

Thun hat rund 45’000 Einwohner, liegt wunderschön am Thuner See gelegen und ist die grösste Garnisonsstadt der Schweizer Armee. Sportliches Aushängeschild ist nicht der Hockey- sondern der Tschutticlub, welcher sich 2005 durch Siege gegen Dynamo Kiev und den Malmö FF sogar für die Tschämpiens Liig qualifiziert hatte. In einer Gruppe mit Arsenal, Ajax und Sparta Prag erreichte der FC Thun den 3. Platz, womit es leider nicht für die Achtelfinals reichte. Trotzdem war das natürlich ein riesiger Erfolg. Verdammt, Chur ist nicht viel kleiner als Thun, dass bei uns Champions League gespielt wird und Ajax und Arsenal zu Gast sind, ist sooo weit weg von meiner Vorstellungskraft, ein völlig surrealer Gedanke! Unglaublich dass Thun das hinbekommen hat.

Die Thuner sind, ähnlich wie die Seebner, ein sympathisches Völkchen. Auch hier fällt es mir schwer, irgendwas schlechtes oder beleidigendes zu finden und zu schreiben. Die kleine, feine Fangruppe macht mit Pauken und Fahnen Stimmung, aber fair, nicht pseudo-aggressiv wie die Frauenfelder. Die “Halle”, welche wie in Bülach auf den Seiten offen ist, hat – im Gegensatz zum Hirslen – irgendwie ihren Charme. Und natürlich gibt es da das Raclettestübli und den Bierstand direkt beim Gästesektor, was soll man da kritisieren?

Die KEB Grabengut hat Platz für 3000 Zuschauer, letzte Saison besuchten durchschnittlich 505 Fans die Qualispiele, in den 8 Playoff-Heimspielen waren es durchschnittlich 1200, inkl. des alles entscheidenden fünften Spiels gegen Martigny, welches man vor 2500 Zuschauer mit 0:4 verlor und somit den Titel verpasste.

Im Frühling 2022 genehmigte die Thuner Stimmbevölkerung die Sanierung des Grabenguts und am 18. November genehmigte der Thuner Stadtrat den Investitionskredit. Eigentlich hätte die Sanierung in zwei verlängerten Sommerpausen erfolgen müssen und die Eröffnung war auf Herbst 2024 geplant, im Februar 2023 hat die Stadt Thun das Projekt jedoch – nomen est omen – auf Eis gelegt. Die Offerten waren zu hoch, dann kam noch die Teuerung hinzu, deshalb will die Stadt Thun das ganze nochmals eingehend überprüfen.

So sah die KEB früher aus, das “Hockey-Stadion” war der alte Spielplatz des FC Thun. Direkt unter dem Schloss, schon ziemlich cool…

So kennen wir die KEB Grabengut heute. Zwar überdacht, aber auf den Seiten offen.

Und so stellt sich die Stadt Thun die zukünftige KEB Grabengut vor.

Der Thuner Kader hat sich auf die neue Saison nicht gross verändert. Ein paar Rücktritten stehen gezielte Verstärkungen gegenüber, auf den ersten Blick dürfte Thun somit sogar noch ein bisschen stärker sein als letzte Saison. Vorallem auf die Reymondin-Brothers gilt es wieder aufzupassen. Joel, ihr Allzeit-Leader in Punkten (165 Goals, 175 Assists = 340 Punkte in 287 Spielen) geht in seine 15. Saison für die Thunesier, sein Bruder Gil in die achte, auch seine Statistiken sind eindrücklich (42 G, 65 A = 107 P in 117 Spielen).

Prognose: Die sieben ehcfans.ch-Schreiber tippen Thun sechsmal auf 1 und einmal auf 2. Klarer Fall also, Thun ist der Topfavorit, den es zu schlagen gilt. Würden sie denn in die Swiss League aufsteigen, wenn sie es sportlich schaffen? Im März 2023, vor den Finalspielen gegen Martigny, relativierte Vize-Präsident Alex Reymondin (Vater von Joel und Gil) gegenüber einem Reporter von Radio BeO, dass ein möglicher Aufstieg erst in Frage kommt, wenn ein taugliches Stadion steht. Das würde also heissen, frühestens 2024, eher sogar erst 2025, je nachdem wie schnell die Stadt Thun neue Offerten einholt und dann die Umsetzung startet. Uns pressierts nicht, wir hoffen, dass wir noch ein paar Saisons in und gegen Thun spielen dürfen.


ehcfans.ch-Prognose Saison 23/24:

1. EHC Thun
3. Hockey Huttwil
4. EHC Arosa
6. EHC Seewen
7. SC Langenthal
8. EHC Frauenfeld
9. EHC Bülach
10. HC Franches Montagnes
11. Düdingen Bulls
12. GDT Bellinzona

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