Kapitel 12: EHC CHUR !

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Unsere Saisonvorschau wäre nicht komplett, wenn wir nicht auch noch unseren Lieblings-Herzensverein durchleuchten würden. Weil wir da ja aber nicht neutral und vorurteilslos rangehen würden (wir sind die geilsten, die tollsten, die besten, ihr wisst schon), haben wir bei einem “befreundeten” Club nachgefragt, ob eventuell jemand von ihnen das übernehmen würde. Und tatsächlich, es kam was zurück… Und autsch, der Bericht trifft voll ins Schwarze. Ich erkenne mich und uns da sowas von wieder, es tut fast schon weh.

Leset und geniesset, ihr werdet es nicht bereuen! Vorhang auf für die Einschätzung des EHC Chur in den Augen eines Seewen-Fans – repräsentativ für die ganze Hockey-Schweiz!

Alt und unbedeutend

Wer denkt, dass es sich nun um eine Story über Vera Dillier oder Alt-Bundesrat Christoph Blocher handelt, der wird enttäuscht sein. Der Schreiberling will sich in den folgenden Zeilen der Sportstadt Chur widmen, im Besonderen dem EHC.

Mir ist unklar, ob es wissenschaftlich bewiesen ist, dass Chur die älteste Stadt der Schweiz ist. Aber es interessiert mich auch gar nicht mal so fest, vielmehr glaube ich meinen betrunkenen Churer Freunden, wenn sie mir jeweils voller Stolz und ziemlich lallend ins Ohr lärmen “Waisch, Khur isch dia ältischti Stadt in dr Schwiiz, bla bla bla”. Adi aus den Bergen hat mir zwar mal die selbe Story über Arosa erzählt, aber na ja.

Lustigerweise fällt mir das gar nicht mal so schwer, dies ohne irgendwelche Fakten zu glauben. Zumindest dann, wenn man sich im Dunstkreises des sehr unterdurchschnittlichen städtischen Eishockey-Clubs bewegt. Hier wirkt vieles wie aus den Gründungszeiten der Stadt. Irgendwie peinlich, dass man ungefähr 8000 Jahre Vorsprung auf andere Städte gehabt hat und dann dieser EHC das Resultat ist.

Noch peinlicher ist der Fun-Fact, dass Chur ein Epizentrum des American-Footballs ist oder allenfalls war. Der Autor ist nicht im Bild und belässt es auch dabei. Die Reserve Mannschaft der Denver Cowboys [ehcfans.ch: sic!] stand sogar 2012 im Europa-Finale. Gemäss 20 Minuten verfolgten mehrere Millionen Personen das Spiel am TV. Fachmännische Recherchen haben ergeben, dass Adi in diesem Zeitraum bei 20 Minuten ein Praktikum absolviert hat.

Von grossen Spielen können die Buben mit dem Steinbock auf der Brust nur träumen. Der Club ist nur noch ein Schatten der vergangenen Zeiten. Zwischen dem Gründungsjahr vor ca. 13’000 Jahren und 2008 konnte man zumindest irgendwo in der NLA und NLB “öpis rumgurken” und wurde gleich oft Meister wie Fribourg-Gottéron. Seither lebt der Verein ein Dasein in der tristesten aller Tristessen. 2. Liga, 1. Liga, MySports-League, MyHockey-League. Wetzikon, Bellinzona, Luzern oder Morges heissen seither die Spielorte der regenbogenpupsenden Einhörner. Das macht irgendwie fassungslos.

Alles ist alt und verblasst. Die Infrastruktur, die Groupies der 1. Mannschaft, der Mann, dem das Stadion mal gehört hat, die Fans, die Stadionmusik, die Erinnerungen an das Drama als man von Todd Elik ins Elend geschossen wurde. Menschen mit gewisser Empathie haben bereits Tränen in den Augen, wenn sie diese Zeilen lesen. Es ist herzzerreissend.

All dieses Elend führt dazu, dass kaum mehr junge Leute den Weg in die Valascia des armen Mannes finden. Seit den Nuller Jahren erzählten pflichtbewusste Eltern ihren Kindern davon, dass die gefälligst von der Oberen Au fernbleiben sollen, da sie sonst das Augenlicht verlieren könnten. Ähnlich, wie Mufasa seinen Sohn Simba im Film König der Löwen vor dem Elefanten-Friedhof gewarnt hat.

Gottlob gibt es aber einzelne Holzköpfe, welche gar nichts schnallen und trotzdem noch in diesen gottverlassenen Ort pilgern. Der Zuschauerschnitt der vergangenen Saison betrug noch xxx [ehcfans.ch: 860]. Gemäss verlässlicher Quelle wurden 80% der Tickets zum reduzierten AHV-Preis veräussert. Einige dieser Senioren dachten sich, dass die Masse grösser wirkt, wenn jeder eine einzelne Zaunfahne aufhängt. Die kümmerliche Idee sei an einem Pro Senectute-Anlass entstanden.

Absolute Optimisten finden jedoch auch immer paar gute Worte, auch wenn die Fakten völlig hoffnungslos sind:

  • Gemäss Meinungsumfrage im Kanton ist der EHC Chur nach Prättigau und Scoul [ehcfans.ch: sic!] der drittbeliebteste Hockeyclub des Kantons.
  • Das treue übrig gebliebene Publikum würde auch noch in die Halle pilgern, wenn man neu Lacrosse spielen würde. Die widrigen Umstände der letzten Jahre haben dazu geführt, dass die Leute einen äusserst witzigen Galgenhumor entwickelt haben.
  • Seit zwei drei Jahren lässt sich eine (sehr) leise Strategie erkennen.
  • Man hat im letzten Jahr ein Verlust von ungefähr zwei Millionen Schweizer Franken realisiert und man lebt immer noch.
  • Die Zuzüge und die Mannschaft haben das Zeug dazu, sich ganz vorne in der Tabelle einzureihen um dann Chur-like in den Playoffs sang- und klanglos auszuscheiden.
  • Das Essen im Stadion entspricht der Schulnote 4. Mehr muss man auch nie anstreben.

Als sportlicher Gegner und Sportromantiker ist man jedoch froh, dass dieser sehr schlechte Verein in der gleichen Liga spielt. Man fährt regelmässig Punkte in den Spielen gegen sie ein und kann seinen alternden Fans zuschauen, wie sie sich über Lappalien wie Frisuren der Spieler tödlich aufregen können.

In Freundschaft (welche nach Churer Ansprüchen gar nie existieren dürfte).

Der Autor vom Lauerzersee

Wow, Klasse, oder? Also ich fühle sowas den Spiegel vor die Fresse gesetzt, herrlich. Und obwohl es bitterböse ist, ist man nicht sauer. Weils halt stimmt. Alles! So sind wir, so ist unser Verein. Vielen Dank unserem Ex-Kollegen. Du Arsch 🙂

Wer das nicht mit so viel Humor nimmt wie wir: Wir geben euch seine Kontaktdaten sehr gerne 🙂

Prognose: Das ist jetzt offensichtlich, es gibt ja nur noch einen freien Platz in unserer Saisonprognose. Und ja, wir sind sehr optimistisch. Die Mannschaft hat in den Vorbereitungsspielen (und im Ausgang) einen so guten Eindruck hinterlassen, dass wir wirklich frohen Mutes in die Saison steigen. Und wer weiss, vielleicht führt der Weg sogar einmal über die erste Playoffrunde hinaus? Strafen wir den gemeinen Seebner Lügen! 🙂


ehcfans.ch-Prognose Saison 23/24:

1. EHC Thun
2. EHC Chur
3. Hockey Huttwil
4. EHC Arosa
5. SC Lyss
6. EHC Seewen
7. SC Langenthal
8. EHC Frauenfeld
9. EHC Bülach
10. HC Franches Montagnes
11. Düdingen Bulls
12. GDT Bellinzona

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