Lüdi: “das loslassen schmerzt noch sehr…”

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Es muss irgendwann während der Saison 2018/19 gewesen sein, der EHC Chur hatte mal wieder grosse Schwierigkeiten, sowohl finanziell als auch sportlich. Nach dem unrühmlichen Abgang von Marco Kohler stellte sich der Verein intern neu auf, der damalige Sportchef Andy Grothenn übernahm vermehrt die Aufgaben der «Geschäftsführung», für die sportliche Belange wurde eine Sportkommission eingesetzt, damals bestehend aus Lars Arpagaus, Sandro Capaul und Roger Lüdi. Aus diversen Gründen schieden die zwei erstgenannten aus dieser Kommission aus, aus der «Rennleitung» (wie sich die Herren damals nannten) blieb einzig Lüdi übrig und wurde de facto zum Sportchef.

Der allseits geschätzte und im Verein wohlbekannte Lüdi wuchs sukzessive in die Aufgabe hinein, seine erste Saison war über weite Strecken ein voller Erfolg, die damalige Tamfal Truppe zeigte Charakter und qualifizierte sich ein erstes Mal für die Playoffs der MSL. Danach schiffte Lüdi seine Mannen ohne Nebengeräusche durch die zwei Corona Jahre, ehe mit dem Zuzug der von Arx Brothers sein Wirkungskreis angepasst wurde. Während dieser Zeit musste unser Sportchef denn auch diverse schwierige Personalentscheide treffen und mittragen, welche nicht immer auf Verständnis stiessen. Am Ende des Tages beendet Roger Lüdi seine «Karriere» als Sportchef jedoch mit dem grösstmöglichen Erfolg, sprich dem Meistertitel und Aufstieg in die Nationalliga B. Wir wagen somit zu behaupten, schlussendlich alles richtig gemacht.

Was uns an seinem Wirken am meisten beeindruckt hat war seine gewissenhafte aber ruhige Arbeit. Das Schlitzohr wusste – im Vergleich zu anderen seiner Zunft – wann er wem was sagen durfte (und vor allem wem wann was nicht). Internas und Gerüchte zu Transfers drangen während seiner Amtszeit nie an die Öffentlichkeit, eine willkommene Abwechslung zu anderen Zeiten. So zauberte er desöftern einen Toptransfer aus dem Hut, welchen nur die allerwenigsten auf dem Radar hatten. Als Lüdi die Mannschaft beispielsweise auf die Saison 2022/23 umbaute und das Umfeld bereits völlig die Nerven anhand der vielen Abgänge verlor, blieb Lüdi cool und hatte sein (kompetitives) Team rechtzeitig zur Saison beisammen.

Eine Anekdote, die wir nun erzählen dürfen, ging zum Beispiel so: Lüdi hatte in einem gewissen Restaurant Termine mit diversen Spielern betreffend Vertragsverhandlungen. Der Zufall wollte es nun so, dass sein Antipode aus Arosa im gleichen Lokal gleiches vor hatte. Unser Spoche soll einem Spieler, der auf dem Berg anheuern / verlängern sollte, beim vorbeilaufen ganz salopp gesagt haben, er könne nachher grad den Tisch wechseln um sich anzuhören, was er denn zu erzählen habe. Weitere Details sind nicht überliefert, Tatsache ist aber, dass jener Akteur im folgenden Herbst für den EHC Chur auflief.
Wie uns ein Vögelchen zugezwitschert hatte, sollen im Verlauf der Zeit als Sportchef sogar diverse NLB Clubs um die Dienst Lüdis gebuhlt haben, was dieser aber bescheiden abgelehnt habe. Chur first!

Und nun geht also die Ära Lüdi als Sportchef zu Ende. Aufsteiger als Spieler (2003), Captain (2011) und Sportchef (2024), ein beeindruckendes Palmares. Fragt sich nur, was der Banker als nächstes vor hat? Wir haben ganz einfach mal nachefragt:

Roger, deine Zeit als Sportchef beim EHC geht nun zu Ende. Was machst du nun mit all deiner freien Zeit? 😉
Bevor ich die Frage beantworte möchte ich mich zuerst bei allen bedanken, die mich über all die Jahre unterstützt und begleitet haben. Familie und Freunde – welche sehr oft zurückstecken mussten, den Sponsoren und unzähligen Helferinnen und Helfern rund um den EHC – die den Spielbetrieb, Gastro, Events etc. erst ermöglicht haben. Dem Staff – welcher unglaubliche Arbeit leistet, den Spielern und Trainern die in meiner Zeit in Chur waren und alles für den Steinbock auf der Brust gegeben haben. Und nicht zuletzt beim Vorstand und natürlich den Fans, die immer hinter mir standen – in jeder Situation! “auch nach ominösen Telefonaten 😉” DANKE!
Bezüglich der neuen Freizeit habe ich mir noch keine grossen Gedanken gemacht, aktuell schmerzt mir das «Loslassen» noch sehr. Zurzeit befinde ich mich in den Golfferien und musste feststellen, dass hier viel Potenzial liegen würde, die Freizeit zu investieren 😉 – AAABER ich habe keine Angst, dass es mir langweilig wird.

Was waren während dieser Jahre als sportlicher Entscheidungsträger die schönsten, aber vielleicht auch die schwierigsten Momente?
Es gab während dieser Zeit sehr viele schöne Momente, die auch dann Kraft gaben, wenn es mal nicht so gut lief. Dazu gehört sicherlich das Vertrauen, dass ich von allen Seiten erhalten habe. Aber natürlich auch die vielen neuen Begegnungen und Kontakte werden bleiben. Ich möchte mich an die schönen Momente und nicht an Corona, schwierige Spielergespräche oder anderes zurückerinnern. Einzig bei denjenigen Spielern, die ich in meiner Amtszeit enttäuscht habe oder enttäuschen musste, möchte ich mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen entschuldigen. Sämtliche Entscheide waren nie persönlich, es waren alles super Typen in Chur, ausnahmslos! Die Krönung meiner Amtszeit ist zum Glück der Schluss. Der Aufstieg, gekörnt vom späteren Meistertitel vor ausverkauftem Haus – das bleibt tief im Kopf, sowie der Steinbock im Herzen!

Bleibst du dem EHC Chur in Zukunft in einer anderen Form oder Funktion treu?
Aktuell ist es so dass ich mal «raus» muss und für kein Amt oder keine Funktion zur Verfügung stehe. Das brauche ich für mich um einen klaren «cut» machen zu können. Freue mich aber die Spiele ganz unbeschwert von der Tribüne aus verfolgen zu können.

Es steht dir seitens ehcfans.ch ein hochdotierter Vertrag als Experte vor. Willst du dich dazu äussern?
Seit der Saison 18/19 habe ich mich nie zu laufenden Verhandlungen, Gerüchten oder sonstigen Behauptungen geäussert, dies hat sich bewährt und wird so beibehalten 😉

Willst du an dieser Stelle noch was loswerden?
Einfach nochmal DANKE an alle, auch denjenigen, welche ich vielleicht vergessen habe, für eine unglaublich spannende, lehrreiche und erfolgreiche Zeit! Iar sind dia gailsta! HOPP KHUR

Danke, Lüdi, für deine grossen Verdienste für unseren Club. Hoffentlich bis bald in anderer Funktion oder dann einfach auch mal als aufmerksamer Zuseher im Stadion!!

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