Ort: Weinfelden TG
Eishalle: Sportanlage Güttingersreuti
Heimspiele gegen den HC Thurgau:
– Samstag, 5. Oktober 2024, 18:30 Uhr
– Samstag, 30. November 2024, 19:30 Uhr
Auswärtsspiele in Weinfelden:
– Samstag, 2. November 2024, 18:00 Uhr
– Samstag, 28. Dezember 2024, 18:00 Uhr
– Freitag, 31. Januar 2025, 19:45 Uhr
Zu Ehren der Thurgauer starten wir diese Kolumne heute mit dem Thurgauerlied. Los, alle mitsingen (in furchtbarstem Thurgauer Dialekt natürlich):
O Thurgau, du Heimat, wie bist du so schön,
wie bist du so schön!
Dir schmücket der Sommer die Täler und Höhn!
O Thurgau, du Heimat, wie bist du so hold,
dir tauchet der Sommer die Fluren in Gold!
La, la, la, la, …
dir tauchet der Sommer die Fluren in Gold!
Pure Poesie!!! Vorallem das « la, la, la, la… » packt mich jedes Mal. Ach, ihr kennt das nicht? Okay, ich bis vor ein paar Minuten auch nicht. Warum auch. Aber dann, hopp jetzt, auf Spotify reinhören! (das sollte eigentlich nur ein blöder Witz sein, aber das Lied gibt es wirklich auf Spotify! Das «Churer Stadtlied» hingegen nicht. Skandal!!! Würde das bitte mal jemand einsingen und hochladen?)
Die letztjährige Vorschau des EHC Frauenfeld wurde mit folgendem Abschnitt eingeleitet:
«Frauenfeld. 25’000 Einwohner und Hauptstadt des Kantons mit dem schlimmsten Dialekt der Schweiz. Rollen sich euch auch die Fussnägel auf, wenn eine attraktive Person den Mund aufmacht und dann kommt Thurgauer Dialekt raus? Anita Buri, anyone? Jegliche Erotik schwindet innert Bruchteilen einer Sekunde. Schlimm.»
Da steh’ ich natürlich immer noch dazu und das gilt’ natürlich auch für Kreuzlingen, Weinfelden, Arbon und co. Und das finde übrigens nicht nur ich, sondern z.B. auch der Tagi:
und die NZZ:
Und das sind ja keine Käseblätter sondern hochklassiger Journalismus. Muss also stimmen…
Und damit zur Geschichte des HC Thurgau. Die könnte man verfilmen. Es wäre zwar ein scheisslangweiliger Film, aber für Schweizer Verhältnisse sind die Machtspielchen rund um den Eishockeyverein im Kanton des schlimmen Dialekts schon ziemlich legendär. Wir fassen «kurz» zusammen:
- 1989 gründet sich der HC Thurgau aus einer Fusion der 1. Liga-Klubs EHC Frauenfeld und SC Weinfelden. Sie wollen mit ihren besten Spielern und der Hilfe der Thurgauer Wirtschaft ein – erfolgreiches – Nationalliga-Team bilden. Die NLA ist das Ziel.
- Drei Jahre nach der Gründung steigt der HC Thurgau von der ersten Liga in die Nationalliga B auf. Dort bleiben die sportlichen Erfolge zwar aus, trotzdem liebäugelt man immer noch mit der NLA… und übernimmt sich. Der Club steht Ende der 90er Jahre vor dem Konkurs.
- Auftritt Felix Burgener. Mit Eishockey hatte der Bauunternehmer bisher noch gar nichts am Hut, aber er ist als einziger bereit, den maroden Verein zu retten. Sein erstes Angebot wird noch abgelehnt, als sich aber tatsächlich niemand anderes findet, wird sein zweites Angebot angenommen.
- Freude an diesem Entscheid und an der Person Burgener hat niemand. Er sei ein Egozentriker, ein Diktator, und habe keine Ahnung vom Eishockey, raunen seine Kritiker.
- Die erste Saison unter Präsi Burgener ist sportlich gar nicht so schlecht, Ende Saison klafft aber wieder ein Loch in der Kasse, welches er zum einem aus dem eigenen Sack stopft, zum anderen mit «Solidarität der Spieler» kommuniziert. Die wissen von dem aber nichts und wenden sich an die Medien. Die Reaktion von Burgener? «Bei der genannten Solidarität handelte es sich tatsächlich um eine befohlene Lohnreduktion. Es war ein Befehl. Solidarität klingt einfach besser. Ich führe diktatorisch»
- Seit seiner Gründung spielt der HC Thurgau in der Güttingersreuti. Alt, kalt, Kuhstall. Im Jahr 2000 wechselt man aufgrund der Ambitionen von Burgener nach Kreuzlingen in die frisch sanierte Bodensee-Arena. Ausserdem gibt’s neue Vereinsfarben, aus grün mach blau. Die Folge: Fan-Proteste und Zuschauerschwund. Trotzdem wird das Budget erneut erhöht, um den angestrebten Aufstieg in die NLA zu realisieren.
- März 2003. Der HC Thurgau spielt immer noch mehr schlecht als recht in der NLB. Jetzt muss also unbedingt ein Profi an die Bande, um den Club in die NLA zu coachen! Auftritt Felix Burgener. «Ich will nach vier Jahren Aufbauwerk mein Werk im Thurgau nun persönlich vollenden. Ich bin jetzt 42 Jahre alt und hatte noch nie für irgendetwas ein Diplom. Ich kann es einfach!»
- Zwei Saisons geht das Projekt «Trainer Burgener» mehr oder weniger gut, in der Saison 04/05 steigt der HC Thurgau dann aber in die 1. Liga ab. Natürlich nicht ohne Turbulenzen, dutzende Donatoren stellen ihre Unterstützung der ersten Mannschaft aufgrund von Differenzen mit Burgener ein. Gar nicht gut kam u.a. die Aktion an, als Burgener die Mannschaft und die Assistenztrainer nach der entscheidenden Niederlage in Chur zwei Kilometer hinter dem Mannschaftsbus nachrennen liess. (Dass Chur in diesen Spielen u.a. Aebischer, Hänni und Hirschi vom Partnerteam Lugano einsetzt, sorgt – nicht nur bei Burgener und dem HCT-Anhang – für rote Köpfe. Absolut berechtigt und verständlich, auch der Grossteil der Churer Fans findet es unsportlich und distanziert sich davon).
- Auch nach dem Abstieg in die 1. Liga bleibt Burgener hinter der Bande. Von einem Budget von CHF 2.4 Millionen können sämtliche Gegner nur träumen, potentielle NLA-Spieler kurven für einen Lohn von über Fr. 140’000.- auf 1. Liga-Eis herum und dominieren die Liga nach Belieben. Der EHC St. Moritz wird mit 14:1 aus dem Stadion geschossen, Frauenfeld mit 11:3 abgefertigt, Wil kommt 8:0 unter die Räder. Die Saison schliessen sie ungeschlagen mit 20 Siegen und 2 Unentschieden aus 22 Spielen und einem Torverhältnis von + 109 ab, und steigen Ende Saison wieder in die NLB auf.
- Zurück in der NLB backt der HC Thurgau dann kleinere Brötchen. In den nächsten 8 Saisons werden die Playoffs 6 Mal verpasst, 2 Mal scheidet man im Viertelfinal aus. Nach der Saison 07/08 zieht sich Felix Burgener zurück und übergibt an eine Investorengruppe rund um ZSC-Verwaltungsrat Peter Spuhler.
- 2009 zügelt man wieder zurück in die mittlerweile sanierte Güttingersreuti und ändert die Clubfarben wieder in grün/weiss/gelb.
- Auf die Saison 14/15 ändert man den Clubnamen von HC Thurgau in Hockey Thurgau.
- Nach drei Saisons, in welchen man drei Mal im Viertelfinal ausscheidet, ändert man den Clubnamen zurück auf HC Thurgau.
- Von 2017 bis 2024 werden die Playoffs immer erreicht, vier Mal scheitert man im Viertelfinale, drei Mal im Halbfinale. Der HC Thurgau hat sich vom Schwanz- zum Mittelfeldclub gesteigert.
Seid ihr noch wach? Zugegeben, eine «kurze» Zusammenfassung sieht anders aus, aber glaubt mir, ich musste sogar noch einiges weglassen, sonst wäre es völlig ausgeartet. Wahnsinn, was da in Mostindien abging…
In den früheren Spielen gegen den HC Thurgau gab es immer Mal ein paar Fans, mit welchen wir uns ein paar Scharmützel lieferten, ohne dass es aber richtig ausartete. Mehr Schwanzvergleich als richtige Aggressionen. Die Spiele gegen Thurgau waren eine Art Ostschweizer-Meisterschaft, auch diese Saison sind wir die beiden östlichsten Teams der Liga. Wie gross die HCT-Anhängerschaft aktuell noch ist, werden wir am 5. Oktober im TDS und am 2. November in der Güttingersreuti sehen.
Letztes Jahr hatte der HC Thurgau einen Zuschauer-Schnitt von 1325. Vom Thomas Domenig Stadion ist man in eineinhalb Stunden in der Güttingersreuti.
Und was hat Weinfelden sonst noch zu bieten? Leider nicht viel… 12’000 Einwohner, die Nähe zum Bodensee, Kirchen, das historische Gasthaus zum Trauben und die Hängebrücke Ganggelisteg über die Thur. That’s it. Ach natürlich noch den schlimmen, schlimmen Dialekt.
Ehemalige Spieler in der History des HCT? Vitolinsh, Schwab, Martin, Stüssi, Diacon, Horber, Brulé, Elik, Posma, Samuelsson, Wohlwend, Truttmann… schon ein paar uns wohlbekannte Namen.
Im aktuellen Kader stechen uns Tyler Higgins (CAN/SUI, ein 1.95m-Schrank) und die beiden Schweden David Lindquist und Daniel Ljunggren ins Auge. Und natürlich Yves Stoffel, welchen wir noch so gerne wieder im Trikot seines Jugendvereins sehen würden. Mit dem Steinbock vorne drauf, natürlich!
Das ehcfans.ch-Team tippt den HC Thurgau auf Platz 7
5. GCK Lions
7. HC Thurgau