Partnerteams und B-Lizenzen – ein kritischer Kommentar

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Nachdem sich der EHC Chur auf diese Saison hin wieder zweier offizieller “Partnerteams” bedient und mit Langnau und Arosa auch bereits rege B-Lizenzen “getauscht” hat, muss man sich halt dann schon wieder wundern, wie denn da wieder Spieler hin und her geschoben werden (können). Und wir “kritisieren” dabei nicht mal explizit den EHC Chur, sondern das System als Ganzes.

Ziel dieser ganzen Show ist es ja gemäss offiziellen Aussagen, den Akteuren Spielpraxis zu ermöglichen, welche – salopp ausgedrückt – zu gut oder zu schlecht für ihr Stammteam sind. Zauberwort Athletenweg. Die Sportcheffs dieser Welt verkaufen uns ja dies dann auch so, dass die Spieler, wenn sie dann wieder bei uns auflaufen, einen Sprung gemacht haben und so dem Team / dem Club helfen können. Ein jüngeres Beispiel hiervon war bei uns z.B. Greg Halberstadt, der ins Straflager nach Arosa musste und nun wieder in Chur spielen darf. Profis behaupten ja dann auch, er sei jetzt so gut, weil er in Arosa Spielpraxis sammeln konnte. Wir behaupten demgegenüber, der Greggy war schon immer gut und hätte nie ins Schanfigg gehen müssen.

A propos Beispiele, nachfolgend eine Darstellung der aktuellen B-Lizenz Lage beim EHC, und, schnallt euch an, wird eine lange Reise:
– Wir haben mit Darels Dukurs, Timo Jenni und Tim Mathys drei junge Langnauer fix in unserem Kader, Jonas Schwab ist nach der Vorbereitung wieder ins Emmental zurückverfrachtet worden, spielt seit Neuestem aber doch wieder bei uns. Macht – eventuell abgesehen von der geografischen Distanz und unter der Bedingung, dass sie keinen “eigenen” in der gleichen Qualitätsklasse den Platz wegnehmen – Sinn, zumal obgenannte Spieler noch nicht parat für die NLA sind. Wenn sie die ganze Saison bei uns bleiben und somit auch Teil des Teams werden können, alles okay.
– Langnau die zweite: Timo Jenni kehrte aufgrund Verletzungssorgen zuletzt kurzzeitig wieder nach Langnau zurück. Zwei Spiele, 1x 52 Sekunden, 1x 00 Sekunden Einsatzzeit…
– Langnau die dritte: Patrick Petrini hat ein Spiel mit uns bestritten. Danach hat der SCL ihn wieder zurückbeordert, weil die Emmentaler viele Verletzte hatten (und deren Fans ohnehin nicht verstanden, wieso man den Stürmer nach Chur abschob). In dreizehn Spielen beim SCL ist er auf einen Assist gekommen…
– Langnau die vierte: Matthias Rossi wird an den EHC Basel ausgeliehen. Öhm….?

– Arosa die erste: Cedric Gysi, Lukas Rubin, Maurin Tosio, Samuele Pozzorini und Greg Halberstadt mussten bereits allesamt ins Straflager. Aufgrund der Verletztensituation konnten alle wieder ins Tal runter. Natürlich, ist eine Trainerentscheidung nach Kriterien X, Y, Z, aber sind es aus unserem Kader wirklich gerade diese Akteure, welche nach Arosa müssen/mussten? Und haben sie von ihrem Stint da oben wirklich profitiert (mit Ausnahme von Pozzorini, welcher von einer Verletzung zurückkam)?
– Arosa, die zweite: ein Spieler dessen Name uns partout nicht einfallen will, soll ebenfalls für Arosa abgestellt worden sein. Etzz etzssz ….. Leider klemmt die Tastatur just im dümmsten Moment…..
– Arosa, die dritte: gibt es bei den Schanfiggern wirklich Spieler, welche uns kurzfristig weiterhelfen könnten? Uns würde da nur ihr Topscorer Bedolla einfallen.
– Arosa, die vierte: zum Cup in Bülach wurde ihr zweiter Goalie mittels C-Lizenz eingeflogen, eine sogenannte Notfall-lizenz….
– Arosa, die fünfte: nachdem Martin Neckar angeschlagen von der U-WM zurückkehrte, figurierte plötzlich Alessio Brun im Churer Kader. Ebenfalls spielt nun auch Nathan Cantin bei uns, weil beim EHC diverse Verteidiger angeschlagen oder verletzt sind.

– Zug, die erste: der EHC liess vor Kurzem die Partnerschaft 2006/07 mit dem EVZ wiederaufleben. Mit B-Lizenz wurde der junge Slovene Nik Petrovic geholt. An sich ein cooler Transfer, bloss passt dieser Wechsel a) nicht ins Partnerteam-Konzept und b) auch nicht ins Swissness-Konzept. Petrovic ist nun aber scheinbar wieder zur Zuger U20 zurückgekehrt… Hmmm…
– Ambri, die erste: Tim Muggli stiess mit B-Lizenz nach Chur.
– Fribourg, die erste: Elijah Neuenschwander und Adrian Düggelin wurden getauscht, Düggi spielt jetzt bei der Freiburger Elite, währenddem Neuenschwander bei uns im 1 spielt.

Und zum Schluss dieser Aufzählung noch eine kleine Prognose: Simon Marha wird diese Saison noch irgendwo in die NLA ausgeliehen, und bei diesem ganzen wirren System könnte es dann sogar sein, dass es nicht zum SC Langnau ist…

Wir sehen also schon nur bei der Situation des EHC Chur, wie wirr die ganze Lage rund um Partnerteams und B-Lizenzen ist. Wir hatten diese Saison bereits 5 Torhüter, 11 Verteidiger und 18 Stürmer im Einsatz (exkl. Cup), davon haben – Achtung – 15 eine B-Lizenz. Und wenn man z.B. schaut, was in Bellinzona seit Jahren getrieben wird, wird einem komplett schlecht, seit Neuestem arbeitet man sogar mit dem – Achtung – EHC Lenzerheide zusammen (kein Witz!)…. Oder Basel letztes Jahr, zu den Playoffs wurden einfach alle Guten nach Bern verfrachtet…. Ist uns im Übrigen während der Lugano-Phase auch schon mal passiert…

Problem dieser ganzen Chose sind aber ja eigentlich nicht die Clubs, sondern der Verband, welcher so einen Käse billigt und sogar unterstützt. Da wir ja aber nicht nur mötzeln wollen, nachfolgend auch gleich ein kleiner Lösungsvorschlag (und ja, wohlmöglich haben wir keine Ahnung, aber wie es so schön heisst, Eishockey ist eigentlich keine Raketenwissenschaft).
– Es könnte ja, ähnlich wie beim Fussball, zwei Transferfenster geben. Einer während der ordentlichen Transferphase im Sommer, das zweite um Weihnachten während einer Woche.
– Jeder Club kann während des Weihnachtsfensters aber nur max 3 Transfers tätigen, so wird verhindert, dass die Clubs völlig in Aktionismus verfallen, es aber trotzdem für einzelne Spieler möglich ist zu wechseln, sollten sie völlig nicht zurecht kommen
– Während der anderen Zeit sind die Vereine somit gezwungen, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, z.B. wenn das Stammkader von Verletzungssorgen geplagt ist. Ich höre förmlich den Aufschrei bei den Vereinen, “wir haben nicht genug eigene, gute…..” Voila, das würde aber mittelfristig mit Garantie dafür sorgen, dass man sich endlich wieder anständig um den eigenen Nachwuchs kümmert oder andernfalls mit den Konsequenzen leben muss.
– Mit diesem System würden Schnellschüsse verhindert, heisst, wenn ein Spieler mal drei Tore schiesst wird er nicht gleich zum höherklassigen Partnerteam verliehen, gleiches gilt auch, wenn einer mal etwas Mühe hat und nicht gerade Angst haben müsste, ins Straflager verfrachtet zu werden. Oder einfach ausgedrückt, die Entwicklung des Spielers wird von Jahr zu Jahr bewertet, und nicht aufgrund einer kurzzeitigen Stärke/Schwächephase.

Zum Schluss noch folgender Einwurf. Beim EHC Chur gab es ja dann durchaus Spieler, welche ihren Weg aus tieferen Ligen gemacht haben. Ganz früh Renato Tosio, später Theo Wittmann, Roger Rieder (alle drei aus der NLB), Enzo Corvi (er sogar aus der 1. Liga), zuletzt könnte man sogar Yanick Sablatnig (obwohl kein eigener) anführen. All diese Akteure haben eins gemeinsam: sie haben sich ihren Weg nach oben über mehrere Saisons beim EHC Chur erkämpft und hatten mit B-Lizenzen nichts am Hut.
Oder auch noch interessant, all unsere Leistungsträger der jüngeren Vergangenheit waren ganz ganz weit weg von irgendwelchen Lizenzen: uns fallen da Namen wie z.B. Holenstein, Sarkis oder zuletzt auch Carbis ein. Oder andersrum gefragt, wissen wir von eiiiinem Spieler, welcher explizit von einer B-Lizenz profitiert hat und vor allem unserem Club dabei etwas bringen konnte?

Aber wie erwähnt, vielleicht haben wir auch ganz einfach keine Ahnung und alle Sportcheffs der Welt sind sich einig auf ihren Wegen…

B-Lizenzen?!?

Was haltet ihr von diesen B-Lizenzen und dem Spielerrumgeschiebe im Schweizer Eishockey? (Mehrere Antworten möglich)

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