Die Spielzeit 2021/22 ist zu Ende. Noch nie hätte ein Titel besser gepasst als «Eine Saison zum vergessen». Und dabei ist nicht – wie sonst des Öfteren – die Leistung der ersten Mannschaft Schuld, sondern vielmehr die Tendenzen, die Apathie und die Tristesse im ganzen Verein.
Ein sehr sehr kritischer Blick zurück.
Mannschaft
Die erste Mannschaft des EHC Chur hat sich wenig bis gar nichts zu Schulden kommen lassen. Einsatz und Wille waren da, für den augenscheinlichen Mangel an Qualität kann kein einziger der Spieler auf dem Eis etwas. Ob jeder immer an die Leistungsgrenze gegangen ist und wirklich alles rausgekratzt hat, können wir nicht beurteilen.
Schade übrigens, dass sich die Jungs i d R. zurückgezogen und sich nie z.B. in der Stadionbar gezeigt haben. Sie hätten sich nicht verstecken müssen, keineswegs.
Coaches
Das Triumvirat rund um die beiden von Arx und Björn Gerhard hat wohl mit dem vorhandenen Spielerpotential in der gegebenen Zeit wohl das Maximum rausgeholt, «aus Esel kann man bekanntlich keine Rennpferde machen» sagen die einen. Die Anderen behaupten, das Team habe seit dem Amtsantritt der beiden neuen Coaches keine Fortschritte gemacht und habe sich ab Januar sogar ein Trend in die andere Richtung eingestellt.
Zudem gab die Episode rund um die Vertragsauflösung von Simon Scherrer zu Reden. Ohne in die Details zu gehen, aber ein «Scherri» in halbwegs guter Form hätte dieser Mannschaft sicherlich nicht geschadet.
Sportliche Führung
Roger Lüdi ist selbstkritisch genug und hat offen zugestanden, dass seine Mannschaft 2021/22 nicht «gut» genug war. Nachdem im frühen Sommer ein vielversprechendes gros des Kaders stand, ist es unserem Sportchef leider nicht mehr gelungen, sein Team in den Speerspitzen zu verstärken, sprich Scorer zu engagieren. Mit Bischofberger, Pfennich (und Kellenberger) wurden zwar Korrekturen angebracht, welche zwar Effekt zeigten, aber nicht im benötigten Ausmass.
Vorstand
Obwohl man mit dem Engagement von Nino Niederreiter und den beiden von Arxs einen riesigen Hype auslösen konnte und das geflügelte Wort «Aufbruchstimmung» die Runde gemacht hat, war davon leider nicht viel wahrzunehmen. De Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2021 hätte sehr sehr viel Zeit geboten, um sich in vielerlei Hinsicht auf die Saison 2021/22 vorzubereiten. Leider hat man diese Gelegenheit aber schlichtweg verpennt und die sonst schon schwierige Saison lieb- und emotionslos vorbeiziehen lassen. Keine Aktionen und Events, sondern viel Tristesse und Langeweile neben und abseits des Eises. Das einzige Aufmurren kam im Zuge der «Anmeldung» für die NLB.
Stadion/Heimspiele
Wohl eines der augenfälligsten und grössten Baustellen. Der Zugang zum TDS mit den Schlammwegen und Pfützen, der Notbeleuchtung und der Sauordnung rund um das Stadion sind zwar (auch) der Baustelle zuzuschreiben, dennoch macht es nicht besser, wenn dann noch Autos, Müll und anderer Unrat Spalier stehen.
Im Stadion mit den 1000 Notausgängen zieht es wie eh und je, die stinkenden WC’s sind weiterhin ein Debakel.
Das Restaurant konnte sich ein stückweit rehabilitieren, «profitierte» aber von der tiefen Zuschauerzahl, sodass die Kolonnen an den Verpflegungsstellen überschaubar blieben und jeder der verbliebenen Seelen zu seinem Bier kam, nicht zuletzt auch hinten am Kiosk unter dem Seniorencorner (sofern er dann auch offen war).
Die MO brillierte zwar durch coole Lichtshows und die Videowand war stets bedient, an der Koordination des Einlaufs der Mannschaft mit Musik und Licht sowie über die Musik in den Pausen erhitzten sich aber ein ums andere Mal die Gemüter.
Fans
Auch wir haben in dieser Saison eine hundsmiserable Figur abgegeben. Abgesehen von einem zugegebenermassen tollen Auftritt am ersten Derby in Arosa ging sowohl auswärts als auch im heimischen Gemäuer grad gar wenig. Die Zuschauerzahlen sanken ins bodenlose und fanden mit 185 gegen Wiki einen absoluten traurigen Tiefpunkt. Carfahrten gab es keine, ebensowenig anständiger Support, der Fanshop war nur alle vier Festtäge offen.
Die Corona-Pandemie hat sicherlich ihren Beitrag dazu geleistet, aber dennoch: wir sind meilenweit weg vom Anspruch, den wir uns anfangs des Jahrtausends aufgebaut haben.
Natürlich, es ist nach einer solchen schwierigen Saison einfach, mit dem Knüppel draufzuhauen und alles schlechtzureden. Bloss hat sich beim EHC in den letzten Monaten in den diversen «Abteilungen» ein gefährlicher Trend ergeben.
Die Folge von alldem: 185 Zuschauer gegen Wiki. Es braucht wirklich nicht mehr Worte.
Und diesem Trend müssen wir dringendst entgegenwirken. Am Besten fängt jeder bei sich an. Habe ich – in meiner «Funktion» – das getan (sei dies als Präsident, Funktionär, Spieler, Fan, usw.), was für einen erfolgreichen EHC Chur nötig ist? Kann ich nicht noch mehr machen? Kann ich es nicht noch besser? Müsste ich vielleicht sogar einen anderen «Job» im Verein suchen, wenn ich zwar unbedingt helfen will, mir die Lust und das Feuer für meinen eigentlichen Auftrag aber fehlt? Vielleicht will ich auch einfach nur Fan und Freund des EHC sein und hoffen, dass wir 2022/23 rocken? Ist ja auch völlig ok.
Fakt ist: nächste Saison MUSS alles besser werden!
Was meint ihr? Schreibt doch eure Meinung ins Forum und verseht eure Beiträge doch gleich mit Vorschlägen, wie es besser gehen könnte.