Interview mit einem Phantom

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ehcfans.ch hatte die einmalige Gelegenheit, mit dem Phantom ein Interview zu führen.

Das Gespräch fand spätabends im Zwielicht des Hallenstadiondaches statt. Ich kletterte zur vereinbarten Zeit auf die Matchuhr hinauf und wartete dort auf meinen Interviewpartner. Es fröstelte und ein leiser Hauch von Schauer zog an mir vorbei. Die Temperatur sank plötzlich noch ein wenig und dann erschien es aus einer schummrigen Staubwolke, das Phantom. Es tauchte – wen wundert’s – mit seiner hässlichen grauen Maske auf, unter welcher ein roter Bart hervorspross. Gekleidet war er ganz in schwarz, zu meinem Erstaunen trug er einen Schal des EHC Chur, welcher aber scheinbar schon lange von Motten und anderem Ungeziefer besetzt worden war. Das Phantom kam stoisch zu mir hinüber, ich erstarrte beim Händedruck, seine Hand war eiskalt….

ehcfans.ch: Phantom, es freut mich….
Das Phantom: … man sieht es dir aber nicht gerade an. Geht es dir nicht gut? Angst…?

Im Prinzip mach ich mir fast in die Hosen….
(Das Phantom lächelte erfreut)

Ahm…. Vielen Dank, dass Sie sich für dieses exklusive Interview Zeit nehmen.
Schon gut, mir war sowieso langweilig. Wenn da niemand auf dem Eis rumhumpelt, muss ich mir anderswie die Zeit totschlagen, wieso nicht mal mittels Interview mit eurer voyeuristischen Boulevardpage.

Zuerst gleich, die Frage aller Fragen. Wer sind Sie, wer versteckt sich unter der Maske, wer ist das Phantom?
Das weiss ich manchmal selber nicht. Mal bin ich ich, dann wieder nicht. Viele behaupten ja, ich sei der Arpi, und mal ehrlich, wer will nicht Arpi sein. Von dem her könnte ich tatsächlich Arpi sein, dann aber irgendwie doch wieder nicht. Mich verwirrt diese Frage, je länger ich darüber nachdenke….

Das Phantom hat sich mal mit dem Samiklaus verglichen. Warum weiss das Phantom immer alles?
Das Phantom ist nirgends, und doch überall, von hier oben sehe und höre ich alles, manchmal rieche ich es sogar. Phanty hat Augen wie ein Mäusebussard, Ohren wie ein Pinseläffchen und eine Nase wie eine asiatische Hochlandgämse. Ich hab irgendwie immer das Gefühl, dass alles, was den EHC anbetrifft, früher oder später irgendwie durch meinen Filter geht. Aber vielleicht überschätze ich mich da auch…..

Das Phantom ist ja beim EHC in aller Munde, trotzdem wurden Sie noch nicht enttarnt. Wie machen Sie das?
Irgend eine Identität oder sonst etwas zu verstecken oder geheimzuhalten ist beim EHC Chur grundsätzlich ein Ding der Unmöglichkeit, da immer und über alles wild gemunkelt und spekuliert oder einfach irgend etwas erfunden wird. Im meinem Fall hat es sich aber als Glücksfall herausgestellt, da die teilweise auch gestreuten Gerüchte weit von der richtigen Spur abweichen. Tipp dennoch, achtet auf den weghuschenden Schatten, nachdem ihr irgendwem irgendetwas erzählt habt, was ihr eigentlich für euch hättet behalten sollen….
Phantom

Was sicherlich viele interessiert, wer ist der Lieblingsspieler des Phantoms?
Das ist wahrhaft eine schwierige Frage. Da muss ich weit ausholen:
Der fleissige Leser der Kolumne würde spontan auf Lars Arpagaus tippen. Unseren Verteidiger missbraucht das Phantom nämlich allzu gerne und häufig für seine verbalen Auswüchse („Arpi auf Hochjagd“, „stundenlang Arpi spielen“, die Redaktion). Insider meinen, dass es mit dem zusammenhängt, dass Arpagaus und das Phantom ein und dieselbe Person sind. Ob das stimmt?? Anscheinend steht ein aufschlussreicher Lügendetektortest kurz vor der Durchführung, die Resultate inklusive der entsprechenden Morsegrafik werden als Beweis hier auf der Page publiziert, sobald das zuständige Gericht die Akten freigegeben hat. Auf jeden Fall ist Lars Arpagaus ein ganz besonderer Verteidiger, dessen KHL-Karriere eigentlich und vor Allem nur daran gescheitert ist, weil er sich – selbstlos wie er nun mal ist – für den Verbleib beim EHC Chur und gegen einen millionenschweren Vertrag bei Traktor Tscheljabinsk entschieden hat.
Ein weiterer Anwärter ist Captain Andi John. Er ist der einzige verbliebene Spieler der alten Garde, so spielte John u.A. auch noch NLA (wo er jedoch einzig wegen dem Lizenzskandal im Spiel gegen Lausanne in den Annalen der höchsten Schweizer Spielklasse figuriert) mit dem EHC oder stieg im 2003 in der legendären Serie gegen Winterthur in die NLB auf. Unser Captain war nie ein Mann grosser Sprüche, keiner, der sich mit grossen Gesten und zweischneidigen Szenen ins Rampenlicht stehlen will. Ein sehr guter Verteidiger, der mit dem EHC viel erlebt hat und nach einem Exil im Thurgau vor knapp drei Jahren wieder zu seinem Club zurückgekehrt ist.

Dann – und die „Nomination“ wird kaum jemanden erstaunen – Simon Scherrer. Was ein Glück dass sein ehemaliger Trainer in Uzwil vor zwei Jahren Tomaten auf den Augen (oder andere Probleme) hatte und Scherrer daraufhin von Roger Lüdi zum EHC gelotzt wurde. In der ersten Halbsaison 2012/13 noch mit Anlaufschwierigkeiten, hat sich „Scherri“ mittlerweile mit grossartigen Leistungen in die Herzen der Fans gespielt. Und diese Leistungen verbinden auf fast einmalige Art und Weise zwei extrem wichtige Eigenschaften eines guten Hockeyspielers: Torriecher und unbändiger Einsatz.
Und dann gibt es ja noch Rico Bonorand. „Bono“ hat zwar bis anhin noch nicht die (hohen) Erwartungen erfüllen können, aber der Junge hat zwei Sachen, die für ihn sprechen: erstens ist da seine „gewinnende“ Art, die ihn automatisch beliebt macht, zweitens seine Vergangenheit beim EHC Chur. Wer kann schon die Szene vergessen, als er damals im März 2003 auf der Spielerbank stand und aus dem goldenen Meisterpokal trank wie Gott einst aus dem heiligen Gral.
Ein weiterer Kandidat ist Patric Schwab. Auch er ist – ähnlich wie Andi John – kein Mann grosser Worte, aber wehe er nimmt sich auf dem Eis einen zur Brust. Das Phantom hat schon Gegenspieler gesehen – vor allem im Tessin – welche hilfeschreiend und tränenübersät zur Spielerbank zurückgekehrt sind, nachdem sich Schwäbe ihrer angenommen hatte. Der grossgewachsene Verteidiger ist eigentlich auch der Einzige, der sich auf dem Eis auch mal „wehrt“, wenn er oder seine Mitspieler angegangen werden.

Dann gibt es ja noch Manuel Holenstein. Prinzipiell der „beste“ Hockeyspieler beim EHC Chur. Wenn er Gas gibt, gibt auch der EHC gas. Wenn der Kopf runter geht und seine Körpergrösse somit von 1.60 auf 1.30 schrumpft und Hole Anlauf nimmt, spüren die gegnerischen Spieler meistens nur einen leisen Windhauch an sich vorbeiziehen, ehe es schon zu spät ist. Man muss ihn einfach mögen!
Weitere „kleine Nominationen“ sind, Pierino Bigliel (er hat den gepflegtesten Bart von allen), Livio Roner (er wüsste eigentlich, wo das Tor steht), Roland Durisch (ich kann die „Durisch-Pirouette“ einfach nicht vergessen) und Thierry Staub (das Duracell-Häschen des EHC Chur, er rennt, und rennt, und rennt……)
So, zurück zur Frage, wer ist es nun? Wer ist der absolute Lieblingsspieler des Phantoms?
Hmmm, um ganz ehrlich zu sein, ich kann mich nicht entscheiden, geht einfach nicht….
Ohne schlechtes Gewissen kann ich keinen einzelnen Spieler herauspicken, ohne die Gefühle der Mitspieler zu verletzen, geht unmöglich. Das psychologische Wohlbefinden der Akteure des EHC sind dem Phantom nämlich heilig…

Hui, das war eine lange Antwort…
Gefällt dir etwa eine lange Antwort nicht? Willst du kürzer?

Nein, nein, sorry….
Bringt mich aber zur nächsten Frage: woher nimmt das Phantom die Inspiration für seine Beiträge?
Meine Sinne sind ein Vergnügungspark, und der EHC Chur meine Spielwiese. Und wenn wir mal ehrlich sind, es gibt keinen Verein, der mehr Zündstoff für eine solche Kolumne liefert als der EHC. Und wenn mal nichts läuft, polemisiere ich auch mal über etwas, was eigentlich gar nichts hergibt. Diese Beiträge verlaufen dann halt auch mal im Sande, spielt ja aber an sich auch keine Rolle, oder? Muss ja schliesslich meinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen und Beiträge abliefern, die 1‘500 CHF Gage pro Kolumne wollen schliesslich verdient sein…
(Phantom erkannte meinen erstaunten Gesichtsausdruck)
Was, verdienst du mehr? Diese verdammten Gauner, ich soll gemäss Kontrakt der bestverdienenste ehcfans.ch Schreiber sein, Amateure, pah…

Warum ist das Phantom in letzter Zeit zum kuscheln über gegangen, verliebt?
(Noch immer etwas Erregt) Verliebt? Ich weiss nicht mal wie man das macht. Ist das was Legales? Der aktuelle Kuschelkurs ist tatsächlich nichts für mich, muss eindeutig wieder böser werden. Die Leser erwarten Gemeinheiten, Spitzen und Ironie, und keine ellenlange Schleimspur von mir. Obwohl, die Mannschaft macht’s einem im Moment ja wirklich schwer, das eigene ich nicht zu verleumden. Ich sollte daher endlich mal diese ehcfans.ch Schreiberlinge in die Mangel nehmen, ohh jaaa….

Was hat das Phantom sonst noch für Pläne? In welche Wunden will er noch die Finger halten?
Das hängt ganz eindeutig von euch allen ab. Spieler, Funktionäre, Fans, Zuschauer, sobald einer auch nur den Kleinsten „fahren“ lässt, wird es das Phantom merken, aufgreifen und ausschlachten. Also, bleibt sauber, denn ich kann euch sehen, alle, immer….

Diese letzten Worte verstand ich irgendwie als Drohung, so hob ich zum Abschied nur die Hand, zog ich mich gleich darauf zurück und verliess recht überhastet diesen unbehaglichen, kühlen Ort. Ich hörte nur, wie das Phantom hoch oben leise, aber unheilschwanger vor sich hinlächelte…

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