EC Wil – EHC CHUR 4:3 n.V.
Tore für Chur: Bucher (SH), Sieber, Engler
Zuschauer: 196 (davon 50 Churer)
4 Tage nach dem glanzvollen 11:0-Sieg in der Utzehalle in Uzwil stand uns gestern mit Wil der zweite noch punktelose Gegner gegenüber. Was sollte da schon schiefgehen?
Man merkte aber schon in den ersten Spielminuten, dass das hier ein gänzlich anderes Spiel werden würde. Wil ergab sich nicht sofort in die Opferrolle wie die Uzwiler, sondern versuchte, mit ihren – absolut limitierten – Mitteln, entgegenzuhalten. Chur war zwar optisch überlegen, aber weitestgehend ungefährlich. Es waren sogar die Wiler, die während einer 4:4-Situation – je ein Spieler sass auf der Strafbank – zur ersten Chance kamen, die Sarkis aber vereiteln konnte. Erst in der 8 Minuten erspielten sich die Churer innert wenigen Sekunden mehrere Hochkaräter, die aber allesamt nicht den Weg ins Tor fanden. Als Luca Infanger in der 13. Minute auf die Strafbank musste, schlug es dann hinter Lele Sarkis ein. Die glückliche Führung für Wil. Der Ausgleich folgte dann aber nach dem direkten Wiederanspiel. Ein knallharter Schuss geht an die innere, hintere Torumrandung und springt von dort wieder raus. Gejohle und „endlich!“, „isch au Ziit worda“ „jo also, goht doch!“-Sprüche auf der Tribüne. Doch leider hat ausser den Churer Fans niemand gesehen, dass der drin war, das Spiel läuft nämlich weiter. Komisch dass keiner des Teams reklamiert, der Puck war glasklar im Tor. Egal, das ist Wil, das holen wir locker noch.
In der 18. Minute muss Dani Peer wegen eines Hakens auf die Strafbank. Man hat nicht wirklich Angst im Churer Block, zu ungefährlich (darf ich sogar „schlecht“ schreiben?) ist Wil. Und tatsächlich sind nur wenige Sekunden der Strafe gelaufen, als Patric Schwab mit einem Traumpass Yannick Bucher lanciert, der allein auf den Wiler Goalie zustürmt und den Puck eiskalt und souverän versenkt. 1:1, trotz extrem schwachem Spiel hochverdient.
Das erste Drittel endet also 1:1. Ein sehr komisches Drittel. Schwache Churer, schwache Wiler. Null Emotionen weder auf dem Eis noch auf den Rängen.
Zu Beginn des zweiten Drittels wandern innert 20 Sekunden gleich zwei Wiler auf die Strafbank. Auf dem Silbertablett wird den Churern also die Führung offeriert. Doch wie man sich anstellt, ist einfach nur peinlich. Hilfloses, ideenloses hin- und hergeschiebe des Pucks, die 2 Minuten vergehen, ohne dass es auch nur im Ansatz gefährlich wird. Aber egal, kommt schon noch, ist ja nur Wil.
Die nächsten Minuten vergehen wie Kaugummi, es ist grottenschlecht, was auf dem Eis geboten wird. Bis es genau zur Mitte des Spiels Holenstein und Sieber zu bunt wird, sie sich gemeinsam durchsetzen und den Puck mit einer traumhaften Kombination versenken können. Na endlich, da ist sie, die Führung! Jetzt geht’s los!
Wenige Minuten nach diesem Treffer bleibt Lukas Sieber hinter dem gegnerischen Tor liegen. Ich habe nichts gesehen, meine Kollegen rund um mich herum haben nichts gesehen, der Schiri hat nichts gesehen. Jedoch hat ein aufmerksamer Linesman wohl mitbekommen, dass da ein hoher Stock im Spiel war. Und weil Lukas Sieber blutet (und darum später mit dem Ivo Simeon-Gedächtnistrikot rumkurvt), gibt’s nen 5er plus Spieldauer. 5 Minuten! Gegen diese limitierten Wiler! Für wieviel Tore reicht das? 2? 3? 4? Antwort: 0. Das „Powerplay“ ist sowas von grottenschlecht, man fasst es nicht. Passend, dass die grösste Chance den Wilern gehört, als ein Churer Verteidiger (Name den anwesenden Fans bekannt) als hinterster Mann stolpert und den Puck dann noch pfannenfertig einem Wiler auf den Stock serviert. Dass dieser diese Riesenchance vergibt, ist logisch. Wil ist sowas von schlecht! Und wir können daraus kein Kapital schlagen. Unglaublich…
Kurz vor Drittelsende erhält Cämi noch eine Strafe. Man hat nicht wirklich Angst, zu bescheiden spielt Wil, aber wenn die Churer sich in Unterzahl auch noch einen Wechselfehler leisten, und man die Wiler so quasi zum Toreschiessen einlädt, nehmen auch die limitiertesten Feierabendhockeyaner so ein Geschenk an. Der Schuss ist haltbar, kommt auch noch dazu. 2:2 Ausgleich. Man fühlt sich im falschen Film. Aber man hat ja noch ein Drittel. Kommt schon gut. Hey, das ist Wil! Die sind punktelos, haha !!!
Kurz vor Beginn des 3. Drittels kommt die Meldung „AUSVERKAUFT“! Jedoch leider nicht das Stadion, in dem gähnende Leere herrscht, sondern vom Imbissstand. Keine Schnitzelbrote und Hamburger mehr. Hurra, Hurra, die Churer die sind da.
Drittes Drittel. Jetzt kommt alles gut. Die ersten Minuten darf man von einer Churer Druckphase sprechen und es ist Claudio Engler, der seinen ersten Saisontreffer erzielt und die Churer in Führung bringt. Danach wird das Spiel aber gleich wieder schlecht. Fehlpässe, Pucks die nicht angenommen werden können, Spieler die sich gegenseitig im Weg stehen, Pucks die nicht aus dem Verteidigungsdrittel geklärt werden können, eigene Mitspieler abschiessen, Stolpern und Umfallen, Fehler über Fehler. Von allem, was im Slapstick-Buch als Anschauungsmaterial präsentiert wird, gibt’s reichlich zu sehen. Ein Graus. Schlechtestes Spiel ever ! Es kommt sogar so weit, dass die Wiler (DIE WILER!!!) eine Druckphase haben und zu mehreren Chancen kommen. Lele ist aber auf der Hut und verhindert mehrfach den erneuten Ausgleich. Also nicht falsch verstehen, Wil ist trotz Druckphase nicht wirklich stark. Hey, es ist Wil! Aber Chur ist halt einfach sowas von schlecht heute! Ich finde kaum Worte…
Die Zeit läuft voran, das Spiel ist schlecht, und trotz der knappen Führung nicht mal spannend. Wil nimmt eine Minute vor Schluss den Goalie raus. Wir zittern. WIR ZITTERN! GEGEN WIL! Man stelle sich mal sowas vor!
Und tatsächlich, 8 verdammte Sekunden sind noch zu Spielen, als ein Schuss eines Wilers, der selbstverständlich meilenweit am Tor vorbeigegangen wäre, einem Churer an den Schlittschuh springt und von dort am schockierten Sarkis vorbei ins Netz. Yeeeeeh, Verlängerung! Von so einem Spiel nimmt man doch gerne noch ein Supplement! Erster Punkt für Wil notabene! Mir ist schlecht…
Aber was soll uns in der Verlängerung schon passieren? Wir haben ganz klar die besseren Einzelspieler. Und es ist natürlich der mit Abstand (MIT ABSTAND!!!) beste Spieler auf dem Eis, Manuel Holenstein, der sich nach einer Minute in seiner unnachahmlichen Art durchtankt und alleine auf den Goalie loszieht. Hinter ihm ein Wiler, der ihm mit einem Stockschlag glatt den Handschuh auszieht. Kein Pfiff vom Schiri, kollektive Ratlosigkeit auf Eis und Tribüne. Glasklarer geht’s doch gar nicht? Die Churer reklamieren, die Wiler nutzen die Situation aus, spielen weiter und erzielen im direkten Anschluss den Siegtreffer. Aus. Vorbei. Wil deux Points.
Was für ein Spiel. Pleiten, Pech und Pannen. Verschenkte Stunden. Aber man kann seine Mittwoch-Abende ja noch sinnloser vergeuden. Tschämpiens-Liig kucken zum Beispiel.
Die drei besten Churer:
*** Die netten Damen an der Bar
**Der Linesman, der den hohen Stock gesehen hat
* Der Wiler Sitzplatz-Fan mit der Pauke