EHC Chur vs. SC Weinfelden 8 :4
Tore für Chur: Lampert, Infanger, Holenstein (2), Bucher (2), Horber, Bossi
Zuschauer: 474
Nach der Klasse-Leistung in Dübendorf betrat der Schreiber frohen Mutes und – bescheiden wie er ist – in Erwartung eines Kantersieges die ehrwürdige Halle auf dem Churer Rossboden. Empfangen wurde er mit gähnender Leere, die Ränge waren bedeutend schlechter besetzt als sonst und sie würden sich auch im Laufe des Spiels nur unwesentlich füllen. 474 Zuschauer? Hat die Mannschaft das verdient? Es schneit nicht, es ist noch nicht kalt, wo sind denn all die Leute?
40 Sekunden sind gespielt, als es bereits zur ersten Grosschance kommt. Jedoch nicht für Chur, sondern für Weinfelden. Deren Stürmer trifft zum Glück das leere Tor nicht, resp. Sarkis kann den Schuss mit einem Spagat, der jedem Mann nur schon vom Zuschauen weh tut, abwehren. Nach rund 5 Minuten fasst sich Lampert ein Herz, sein ansatzloser Schuss schlägt tief unten neben dem rechten Pfosten ein, herrlicher Schuss, das verdiente 1:0 für Chur. Und nur 25 Sekunden später, man hat sich auf der Tribüne noch nicht mal richtig mit allen Kollegen abgeklatscht, doppelt Luca Infanger nach, sein Schuss wird irgendwie von irgendwem unhaltbar unter die Latte abgelenkt, 2:0! Der Kantersieg ist eingeleitet! Doch anstatt den Schwung beizubehalten und das Spiel schon im ersten Drittel vorzuentscheiden, verfällt der EHC danach unerklärlicherweise ins Muster vom letzten Mittwoch. Das Spiel ähnelt plötzlich dem Wil-Desaster, nichts ist von der Dübi-Gala mehr zu sehen. Zur Drittels-Mitte folgt die Strafe dafür, ein Ausschluss gegen Claudio Engler wird von Weinfelden nach gerade mal 15 Sekunden mit einer schönen Aktion ausgenutzt. Das Spiel bleibt danach auf sehr tiefem Niveau, Chur bemüht sich zwar, das Spiel zu machen, und Weinfelden beschränkt sich auf Entlastungskonter. In der Halle ist es mäuschenstill, die Churer Fans passen sich dem Geschehen auf dem Eis an. Als nach 20 gespielten Minuten die Sirene einen Grossteil des Publikums aus tiefstem Schlaf weckt, ist die Führung das einzig Positive an diesem ersten Drittel.
Das zweite Drittel startet mit einer Schrecksekunde: Nach einem (fairen) Zweikampf mit Patric Schwab stürzt ein Weinfelder kopfvoran in die Bande. Schwab merkt sofort, dass da etwas passiert ist, ruft und gestikuliert nach den Sanitätern, und betätigt sich gleich selber als erster Helfer. Der Weinfelder liegt benommen und regungslos auf dem Eis, bis er nach ein paar Minuten unter aufmunterndem Beifall des Publikums mit einer Bahre in die Kabine transportiert wird. Im Laufe des dritten Drittels macht auf der Tribüne das Gerücht die Runde, dass es ihm gut geht, dass er ansprechbar sei, sich an alles erinnern könne und „nur“ starke Rückenschmerzen habe, aber alles noch spüre und bewegen könne. Diese Meldung ohne Gewähr, ich hoffe sehr, dass sie stimmt. Jedenfalls wünschen wir ihm alle recht gute Besserung!
So hart es ist und tönt, „the show must go on“. Und es sind die Churer, die danach eine Show bieten. Holenstein und Bucher kombinieren sich mit einem Traum-Doppelpass durch die Weinfelder Verteidigung und sorgen für das 3:1. Und als ein Weinfelder auf der Strafbank sitzt, ist es erneut Manuel Holenstein, der zur Spielmitte auf 4:1 erhöht. Aber es wäre halt nicht unser EHC, wenn der Mist damit geführt wäre. Wieder hört man danach auf, Hockey zu spielen. Pascal Gemperli – der stärkste Weinfelder am heutigen Abend – tankt sich von tief in der eigenen Hälfte pfeilschnell wie durch Butter durch alle Churer durch, setzt seinen Schuss an den Innenpfosten, von wo der Puck hinter Lele Sarkis durch den Slot einem anderen Weinfelder auf den Stock springt, der nur noch ins leere Tor einschieben muss. Und nur zwei Minuten später ist es wieder Gemperli, der nach einer 2 gegen 1 Situation souverän zum Anschlusstreffer trifft.
Habisreutinger nimmt zurecht ein Timeout, jedoch ist danach keine Besserung zu erkennen. Es dauert wieder nur 3 Minuten, bis ein Schuss von Gemperli so komisch von Sarkis abgewehrt wird, dass der Puck über ihn hinweg ins eigene Tor fällt. So was sieht man auch nicht alle Tage. Will man auch nicht. Das Spiel ist wieder offen. Wieder blamiert sich der EHC gegen einen klar schwächeren Gegner. Unter Pfiffen und Unmutsäusserungen wird die Mannschaft in die Kabine begleitet.
Unser Trainer scheint in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben (ausserdem stellt er die Linien um resp. lässt einzelne Spieler auf der Bank schmoren), denn das, was da im dritten Drittel auf dem Eis steht, ist endlich wieder der EHC, wie wir ihn sehen wollen. Ganze 38 Sekunden dauert es, bis Yannick Bucher mit einem Superschuss aus spitzem Winkel in den Torhimmel die erneute Führung erzielt. Und Bucher doppelt 2 Minuten später nach, sein Schuss von der blauen Linie schlägt durch tausend Beine hindurch im Tor ein. 6:4! Wiederum nur 2 Minuten später stürmen Bucher und Horber zu zweit auf den jetzt bemitleidenswerten Weinfelder Goalie zu und Horber verwandelt souverän mit einem Schuss ins lange Eck.
Jetzt nimmt auch der Weinfelder Trainer sein Timeout und wechselt gleich noch den Goalie aus. Dieser schafft es rund 5 Minuten, sein Tor sauber zu halten, bis auch er zum ersten Mal geschlagen ist, Luca Bossi trifft zum 8:4. Die letzten Minuten drückt der EHC auf weitere Tore, es wollen aber keine mehr fallen. Oder sie wurden fürs schwere Bülach-Spiel vom Samstag aufgespart. Hoffen wir es !
Die drei besten Churer:
*** Yannick Bucher (2 Tore, 3 Assists !!!)
**Manuel Holenstein
* Dario Horber
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